Am Sonntag neu im Wahllokal: "Identifikationsparavents". Sie trennen Wahlmitarbeiter und Wähler.

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In alter Tradition lud der Spitzenkandidat und Namensgeber des Teams HC Strache am Mittwoch zum Wahlkampffinish auf den Favoritner Viktor-Adler-Markt. Während seiner Rede teilt Heinz-Christian Strache viel aus, vor allem gegen die FPÖ, deren Vertreter an dem Abend mehrmals als Verräter bezeichnet werden. Er muss am Sonntag um den Einzug in den Gemeinderat zittern.

Doch zumindest mit der Beendigung des Wahlkampfs war Strache der Erste. Alle anderen Parteien befinden sich im Endspurt und beenden dieser Tage ihre Wahlkämpfe. Am Freitag feiern sich ÖVP, Grüne und FPÖ. Während die Türkisen ihren Abschluss per Livestream begehen, wählten die Grünen Magdas Hotel als Eventlocation für einen kleinen Ausklang. Am Samstag machen dann auch die Neos Schluss. Die SPÖ verzichtet heuer Corona-bedingt auf ein großes Finale.

Während sich die Parteien auf der Zielgeraden befinden, begannen in der Stadt die letzten Vorbereitungen für den Wahltag. Die Corona-Pandemie stelle die Beteiligten in puncto Organisation sowie Durchführung der diesjährigen Gemeinderats- und Bezirksvertretungswahl vor "eine große Herausforderung", erklärte der für die Abwicklung zuständige Stadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ).

Paravents und Corona-Kits

Bis Sonntag werden rund 2.400 Wahlzellen, 950 Wahlurnen, 2.930 Tische, 5.260 Sessel, 100 Trennwände und 2.450 Schreibbretter jeweils in einzelne "Pakete" zusammengestellt und an die insgesamt 1.494 Wiener Wahllokale ausgeliefert. Die restlichen Wahlzellen und Wahlurnen befinden sich bereits an ihren Standorten und werden dort von Wahl zu Wahl aufbewahrt.

Neu im Lieferpaket der Stadt sind die als Schutzmaßnahme gegen eine Ansteckung mit dem Coronavirus vorgesehenen "Identifikationsparavents". Das sind Plexiglasscheiben, die Wahlhelfer von den Wählern trennen. Von diesen Paravents werden rund 1.520 Stück ausgeliefert.

Auch neu: die "Covid-Sackerln". Sie beinhalten Flächen- und Händedesinfektionsmittel, Masken sowie Gesichtsschilde und Papierhandtücher. Zwar werden die Wahlberechtigten heuer ersucht, ihren eigenen Kugelschreiber zur Wahl mitzunehmen. Falls sie diesen aber vergessen, stehen desinfizierte Stifte im Wahllokal zur Verfügung.

Wahlkartenrekord

Viele werden am Sonntag allerdings bereits gewählt haben. Etwa 375.000 Wahlkarten wurden heuer schon ausgestellt – ein Rekord. Auch die meisten Spitzenkandidaten wählten per Wahlkarte. Obwohl seine FPÖ die Maßnahmen der Bundesregierung in der Bekämpfung des Coronavirus zumeist als übertrieben ansieht, wählte Nepp bereits Mitte September am Magistratischen Bezirksamt und erklärte dort: Viele Wiener wüssten wegen all der Corona-Maßnahmen gar nicht mehr, wo sie am Wahlsonntag wählen gehen könnten.

Neos-Spitzenkandidat Christoph Wiederkehr, die grüne Vizebürgermeisterin Birgit Hebein sowie ÖVP-Kandidat Genort Blümel waren auch schon wählen. Am Freitag gibt Strache seine Stimme ab. Der Einzige, der sich den Weg an die Urne am Wahlsonntag nicht nehmen lässt, ist der Wiener Bürgermeister und SPÖ-Spitzenkandidat Michael Ludwig. Er wird um 9.30 Uhr in seinem Wahllokal abstimmen, heißt es aus der Löwelstraße.

DER STANDARD

Beteiligung an Firmen

Am Donnerstag gab indes Stadtrat Peter Hanke (SPÖ) bekannt, dass die im Zuge der Coronavirus-Krise gegründete Stolz auf Wien Beteiligungs GmbH, ein Tochterunternehmen der Wien Holding und der Wirtschaftskammer Wien, weiteren Unternehmen Eigenkapital in Form befristeter Beteiligungen der Stadt zu Verfügung stellt: Nach Frey Wille und Adamol beteiligt sich die Stadt nun am Café Ritter in Ottakring, dem Gastronomiebetrieb Vestibül im Burgtheater und der Firma Compact-Electric. Letztere hat sich auf Schaltschrankbau, Kennzeichnungs- und Arbeitssicherheitsprodukte sowie auf die Entwicklung elektronischer Geräte spezialisiert.

Wegen ihres langen Bestehens seien diese Unternehmen "ein starker Teil der Wiener Identität", hieß es in einer Aussendung Hankes. Die Stolz auf Wien Beteiligungs GmbH will sich mit insgesamt 600.000 Euro an diesen Unternehmen beteiligen und so rund 66 Arbeitsplätze sichern. (Vanessa Gaigg, Oona Kroisleitner, 9.10.2020)