Die drei Grünen-Abgeordneten Nina Tomaselli, Agnes Sirkka Prammer und Meri Disoski (von links nach rechts) sind die ersten Frauen im Fußballteam des österreichischen Parlaments.

Foto: Parlamentsdirektion/Johannes Zinner

Zweierlei scheint festzustehen: Das österreichische Fußballteam vergeigt internationale Turniere, und die österreichischen Parteien arbeiten partout gegeneinander. Doch der FC Nationalrat zeigt, dass das keine Naturgesetze sind. Anfang Juni 2019 errang der Fußballklub des Parlaments mit einem 4:0-Sieg über die deutschen Abgeordneten den Europameistertitel – und das inmitten des innenpolitischen Tohuwabohus nach der Abwahl der Regierung Kurz. Mit von der rot-weiß-roten Partie waren damals ausschließlich Männer, wie schon immer seit Gründung des Vereins im Jahre 1971. Im internationalen Parlamentsfußballwesen sind gemischte Teams hingegen bereits seit längerem Usus.

In Zukunft wird nun auch der FC Nationalrat nicht mehr als reine "Mannschaft" am Platz stehen, denn drei Politikerinnen stoßen als Mitspielerinnen dazu. Es handelt sich um die drei Grünen Meri Disoski, Nina Tomaselli und Agnes Sirkka Prammer. Frauensprecherin Disoski ist dem runden Leder schon seit Jugendtagen verbunden, erzählt sie dem STANDARD: "Ich habe im Turnunterricht in der Schule immer darauf gedrängt, dass wir Fußball spielen. Die Idee, dass es bestimmte Sportarten gibt, die nur für Mädchen oder Buben geeignet sind, fand ich schon damals absurd." Einen Verein mit Frauenteam suchte sie in ihrer niederösterreichischen Jugendzeit allerdings vergeblich, erinnert sich die Panini-Pickerl-Sammlerin und Wuzzel-Aficionada.

Alle Parteien dabei

Dass jetzt gleich drei Frauen den FC Nationalrat verstärken, wertet Linksfüßerin Disoski als wichtiges und überfälliges Signal für Gleichberechtigung im Sport. In erster Linie gehe es aber um den Spaß an der gemeinsamen Bewegung und um den Zusammenhalt über die politischen Differenzen hinweg – immerhin sind alle fünf Fraktionen im Kader vertreten. So war es auch FC-Nationalrat-Routinier Kai Jan Krainer von der SPÖ, der den grünen Frauen das neue Hobby schmackhaft gemacht hatte.

Überhaupt dürfte bei den Mitgliedern des Ibiza-Untersuchungsausschusses eine besondere Affinität zum Kicken vorhanden sein. So ist Andreas Hanger von der ÖVP nicht nur Teamkapitän, sondern führte bei den jüngsten Sitzungen anstelle von Wolfgang Sobotka den Vorsitz im Ausschuss. Dabei traf Hanger auf die grüne Fraktionsführerin Nina Tomaselli, die im FC Nationalrat auf eine Position im Mittelfeld spitzt, wo sie schon im Fußballklub des Vorarlberger Landtags aufgelaufen war. "Auch beim FC Landtag war ich die erste Frau", betont Tomaselli, die im Ländle auch ein geschossenes Tor verbuchen konnte. Die größte Erfahrung der grünen Neuzugänge bringt allerdings Agnes Sirkka Prammer mit auf den Rasen. Die grüne Justizsprecherin pfiff viele Jahre als Schiedsrichterin in der Frauenbundesliga und war auch als Schiri-Assistentin bei Fifa-Turnieren dabei.

Bis zum ersten Match mit weiblicher Beteiligung wird es angesichts der Pandemie noch dauern. Ein für September angesetztes Match musste wegen Corona abgesagt werden, auch ein türkis-rot-blau-grün-pinkes Training kommt beim derzeitigen Infektionsgeschehen nicht infrage. (Theo Anders, 9.10.2020)