Vor allem Frauen mit Kindern schlug der Lockdown auf die Stimmung. Aber nicht nur das: Laut der Gallup-Umfrage hatten sie auch größere Sorgen, planten seltener einen Urlaub für die Zeit nach der Krise und hatten am wenigsten Budget dafür zur Verfügung.

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Inwiefern sich Corona und die damit verbundenen Veränderungen auf Frauen und Männer auswirken, wird nach wie vor untersucht.

Das Meinungsforschungsinstitut Gallup liefert hierfür den neuesten – repräsentativen – Input: Jeweils während des Lockdowns und in den ersten Wochen danach fragte das Meinungsforschungsinstitut Aspekte des Erlebens und Verhaltens der heimischen Bevölkerung ab. Dem STANDARD liegt nun eine Auswertung dieses Corona-Monitors vor, in der es speziell um die Herausforderungen für Frauen geht.

Wie groß die Sorgen waren

Wenig überraschend reagieren sie anders als Männer, sie empfinden aber auch Belastungen anders und haben eine andere Sichtweise, was die Zeit nach Corona betrifft.

Am deutlichsten werden die Unterschiede, wenn es um die befürchteten wirtschaftlichen Folgen der Krise geht. Auf dem Höhepunkt des Lockdowns berichteten 69 Prozent der befragten Frauen von einer überwiegend guten Stimmung, 31 Prozent beschrieben ihre Stimmung als neutral bis schlecht. Bei den Männern waren mehr positiv gestimmt, nämlich 76 Prozent.

Kinder als Faktor

Deutlicher werden die Unterschiede, wenn man sich das Einkommen ansieht und ob Kinder bis 14 im Haushalt leben. In der Einkommensgruppe bis 1500 Euro gaben nur noch 67 Prozent an, guter Stimmung zu sein. Bei Frauen mit Kindern war der Anteil der positiv gestimmten mit 61 Prozent am geringsten – kinderlose Frauen waren mit 73 Prozent zufriedener.

Die Studienautoren sehen für die Geschlechterunterschiede in der Stimmungslage vor allem zwei Gründe: Frauen schätzen sich im Allgemeinen als ungeduldiger ein. Und zweitens sei das Bedürfnis nach sozialer Interaktion höher: Frauen würden stärker als Männer unter der Isolation leiden. Ende April bezeichneten 38 Prozent der Frauen und 19 Prozent der Männer die Kontaktsperre als belastendstes Erlebnis des Lockdowns.

Frauen setzen auf soziales Netzwerk

Die Bewältigungsstrategien decken sich laut dem Corona-Monitor im Wesentlichen: Familie und Hobbys nannten Frauen und Männer gleich oft. Deutlich häufiger nennen Frauen aber ihr soziales Netzwerk als wichtig im Umgang mit der Krise (47 Prozent versus 32 Prozent).

Die Angst vor wirtschaftlichen Einschnitten wird auch bei der Urlaubsplanung deutlich. Mitte Juni und zeitgleich mit weiteren Lockerungen der Corona-Maßnahmen (damals fiel etwa die Maskenpflicht beim Einkaufen) gaben 43 Prozent der Bevölkerung an, einen Urlaub zu planen. Unter diesen Urlaubsplanern befanden sich allerdings deutlich weniger Frauen als Männer (49 Prozent Männer, 37 Prozent Frauen). Und auch hier zeigt sich wieder: Niedrigverdienerinnen und Frauen mit Kindern planten am seltensten Urlaub (jeweils 32 Prozent).

Mehr arbeitslose Frauen

Beim Punkt Arbeit gaben doppelt so viele Männer wie Frauen an, gekündigt worden zu sein (zwölf Prozent vs. sechs Prozent). Langfristig gesehen ist allerdings bekannt, dass Frauen durch Corona stärker von Arbeitslosigkeit betroffen sind: 85 Prozent des Anstiegs der Arbeitslosen und derer, die an Schulungen teilnehmen, entfielen im Zeitraum zwischen Februar und Juni 2020 auf Frauen. (Lara Hagen, 10.10.2020)