Vom Tiroler (Après-)Skiort Ischgl sind Tausende mit Covid-Infektionen in die Welt hinausgeschickt worden. Offenbar haben die Tiroler Behörden schon früher als von ihnen selbst angegeben von dem Cluster in Ischgl gewusst. Das legen Recherchen der ZiB 2 gemeinsam mit Profil nahe, die sich auf Unterlagen der Staatsanwaltschaft Innsbruck stützen. Demnach wurden Bedenken wegen der Bar "Kitzloch" ignoriert, und wider alle Vernunft wurde behauptet, "aus medizinischer Sicht" sei eine Übertragung auf Gäste unwahrscheinlich.

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Aus Angst um Tourismuseinnahmen wurde in Ischgl zu spät gehandelt.
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Die Reaktion des Landes Tirol auf die Recherchen bestand in einer sinngemäßen Wiederholung des legendären Satzes: "Wir haben alles richtig gemacht." Viele Behörden und Gebietskörperschaften haben in dieser Pandemie keineswegs alles richtig gemacht. Auch Wien zum Beispiel musste sich Vorwürfe gefallen lassen – solche, die aufgrund objektiver Fakten erhoben wurden, und andere, die parteipolitisch motiviert waren.

Die Causa Ischgl spielt aber in der Debatte eine weit geringere Rolle. Es ist nichts bekannt, dass etwa Innenminister Nehammer gesagt hätte, Ischgl und das Land Tirol hätten sich im Kampf gegen Corona kontraproduktiv verhalten, so wie er das von Wien sagte.

In Ischgl wurde aus Angst um Tourismuseinnahmen verspätet gehandelt (die Lifte weiter offengehalten). Das war der erste Sündenfall. Daraus müssen Lehren gezogen werden. (Hans Rauscher, 09.10.2020)