Die "Stätte der Kärntner Einheit", ein Denkmal im Kärntner Landhaushof.

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Klagenfurt – Die "Stätte der Kärntner Einheit", ein Denkmal im Klagenfurter Landhaushof, ist einen Tag nach den Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag der Kärntner Volksabstimmung in der Nacht auf Sonntag beschmiert worden. Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) zeigte sich am Sonntag entrüstet. Die Beschmierung mit schwarzem Lack und türkisgrüner Farbe wurde Sonntagfrüh angezeigt, hieß es von der Landespolizeidirektion Kärnten zur APA.

Unter anderem war "Smrt fasizmu" zu lesen, was übersetzt "Tod dem Faschismus" bedeutet. Die Ermittlungen liefen noch, die Höhe des entstandenen Schadens war zunächst unklar.

Scharfe Kritik

"Ich verurteile diesen Vandalenakt auf das Schärfste, nicht nur als Landeshauptmann, sondern auch als Mensch, denn sie sind ein Zeichen für Radikalismus und in diesem Fall auch von maßloser Dummheit", sagte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ). Er hat sich in der Früh selbst ein Bild der Lage gemacht, hieß es in einer Aussendung des Landespressediensts.

Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen äußerte Kritik: "Der heutige Vandalenakt in Klagenfurt ist scharf zu verurteilen", erklärte er via Twitter: "Kärnten ist in den letzten Jahren einen Weg der Versöhnung gegangen. Die Kärntnerinnen und Kärntner haben gemeinsam viel erreicht. Diesen Weg des Gemeinsamen sollten sie unbeirrt weitergehen."

Kritik aus allen Parteien

Auch Landtagspräsident Reinhart Rohr (SPÖ) verurteilte den Vandalenakt und zeigte sich verständnislos: "Wir haben gestern weit über Kärntens Grenzen hinaus die Botschaft der Gemeinsamkeit, des Friedens gesandt. Die internationalen Augen waren auf Kärnten gerichtet. Diese ignorante Zerstörungswut hat einen Sachschaden angerichtet, aber sie wird uns nicht vom Weg abbringen." Ebenso verurteilt wurde die Aktion vom Kärntner FPÖ-Chef Gernot Darmann. Die FPÖ Kärnten setzte eine Belohnung in Höhe von 1.000 Euro für sachdienliche Hinweise aus. "Diese dumme Aktion beim Denkmal der Kärntner Einheit dient niemandem und ist scharf zu verurteilen", meinte Olga Voglauer, Volksgruppensprecherin der Grünen.

Bestürzt zeigte sich Team-Kärnten-Chef Gerhard Köfer: "In den vergangenen Jahren wurde viel unternommen, um Gräben der Vergangenheit zuzuschütten. Solche widerwärtigen Aktionen führen diese Bemühungen ad absurdum und befeuern neue Konflikte. Gerade der gestrige Tag sollte eigentlich Beweis genug sein, dass man gemeinsam in ein neues Zeitalter aufbricht. Das wollen aber scheinbar einige ewig gestrige Kräfte nicht wahr haben." Er erwarte sich, dass sich auch die Slowenenorganisationen von der Tat distanzieren: "Derartige feindseligen Aktionen müssen von jeder Seite abgelehnt und scharf verurteilt werden."

Kritik der Volksgruppenvertreter

Bernard Sadovnik von der Gemeinschaft der Kärntner Slowenen und Sloweninnen hat sich als erster der Volksgruppenvertreter zu Wort gemeldet und die Aktion unbekannter Täter heftig kritisiert. "Solche Aktionen stehen für Radikalismus, die aber in einem gemeinsamen Kärnten und Europa keinen Platz haben dürfen", hielt der Vorsitzende der Gemeinschaft und Bürgermeister von Globasnitz fest.

Er verurteile die Schändung "im persönlichen Namen und namens des Rates der Kärntner Slowenen entschieden", meldete sich der Vorsitzende des Rates der Kärntner Slowenen, Valentin Inzko, zu Wort. Manuel Jug, Obmann des Zentralverbandes slowenischer Organisationen (ZSO) fand ebenso deutliche Worte: "Ich verurteile diesen Vandalenakt zutiefst. Diese bösartige Zündelei hat im Kärnten des 21. Jahrhunderts nichts verloren".

Der Klagenfurter Vizebürgermeister, Wolfgang Germ (FPÖ), zeigte sich bestürzt und verurteilte die Tat ebenfalls "auf das Schärfste". "Zukünftig sollte gerade an Tagen der Jubiläumsfeiern die Kontrolle dieser historischen Plätze verstärkt werden, um Vandalismus und Denkmalschändung vorzubeugen", schlug Germ vor.

Ortstafelergänzung

Der Landhaushof und die "Stätte der Kärntner Einheit" waren am Samstagnachmittag nach Ende der Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag der Volksabstimmung Schauplatz der Abschlusskundgebung einer Gegendemonstration mit Vertretern slowenischer Jugendorganisationen. In einem Protestzug vom Hauptbahnhof über den Neuen Platz bis zum Landhaushof wurde Kritik an den braunen Flecken im Volksabstimmungsgedenken geübt und auf einen "antifaschistischen Konsens" in Kärnten gepocht.

Eine Sachbeschädigung im Umfeld der Minderheitenfrage in Kärnten ist bereits am Samstagnachmittag bekannt geworden: In der Gemeinde Köttmansdorf (Bezirk Klagenfurt-Land) wurde laut Mitteilung der Polizei eine Ortstafel mit dem slowenischsprachigen Schriftzug "Kotmara vas" ("Köttmannsdorf") ergänzt. Die schwarzen Schriftzeichen wurden aus einer Papierklebefolie hergestellt und auf die Ortstafel geklebt. (APA, 11.10.2020)