Der Wahlabend ist für Michael Ludwig gut gelaufen.

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Den Gang zur Urne konnte Wiens Bürgermeister Michael Ludwig am Sonntag entspannt angehen. Seit Wochen wurden ihm in Umfragen Zugewinne für seine SPÖ vorhergesagt.

Das zeigte sich auch im Wahlkampf. In Debatten gab sich der 59-Jährige gelassen, staatstragend. Als Vater der Stadt, die er auch zu verteidigen weiß. Ludwig poltert nicht – wie es sein Vorgänger Michael Häupl tat –, verzichtet auf schrille Töne, wurde nur einmal gegenüber Heinz-Christian Strache laut. Er ist immer kontrolliert, hat auf jede Frage sofort eine Antwort parat. Und trotzdem gilt er gemeinhin als gemütlich.

Großer Vorsprung

Als am Sonntag die Wahllokale geschlossen wurden und die ersten Hochrechnungsbalken anstiegen, konnte Ludwig schließlich komplett loslassen: Bei seiner ersten Wahl als Spitzenkandidat der Wiener SPÖ, die heuer – auch ein Novum – in der Langbezeichnung auf dem Stimmzettel gar mit seinem Namen warb, landete er mit großem Vorsprung auf Platz eins.

Dabei war die Kandidatur Ludwigs als Nummer eins der SPÖ alles andere als fix. Erstmals in der Geschichte der Wiener SPÖ kam es 2018 zur Kampfabstimmung gegen Andreas Schieder um den Parteivorsitz. Das Votum war klar: 57 Prozent wollten Ludwig als Parteichef, Bürgermeister und Spitzenkandidaten. Im Juni 2018 wurde er Stadtchef.

Bildungssekretär und Bezirksrat

Die SPÖ-Laufbahn begann der im Gemeindebau aufgewachsene Floridsdorfer vor beinahe 30 Jahren, 1991 als Landesstellenleiter des Renner-Instituts und Bildungssekretär der Wiener SPÖ. Es folgte der Sprung in die Kommunalpolitik: 1994 als Bezirksrat in seinem Heimatbezirk, bevor er 1996 in den Bundesrat wechselte. 1999 ging Ludwig in den Gemeinderat.

Bei der Umbildung der Stadtregierung 2007 kam Ludwig zum Zug: Weil Wohnbaustadtrat Werner Faymann als Infrastrukturminister in den Bund wechselte, übernahm er dessen Agenden. 2009 übernahm er den Job als Vizebürgermeister, den er 2010 an die Grüne Maria Vassilakou übergeben musste.

Auf eine Koalitionspräferenz wollte Ludwig sich bisher nicht festlegen, das Naheverhältnis mit Wirtschaftskammerchef Walter Ruck von der ÖVP ist bekannt. Er gilt als pragmatisch, fast schon ein wenig opportunistisch, nur in einem Punkt nicht: in seiner klaren antifaschistischen Haltung. Ludwig war zudem Vorsitzender des Verbands Wiener Volksbildung und Vizepräsident der Volkshochschulen. Er ist seit 2018 verheiratet und telefoniert laut eigenen Angaben jeden Tag mit seiner Mutter. (Oona Kroisleitner, 11.10.2020)