Das grüne Interregnum im zweiten Bezirk, der Heimat des Praters mit dem Riesenrad, ist beendet. Nun sind die Roten wieder vorn.

Matthias Cremer

Die SPÖ hat die Bezirksvertretung in der Wiener Leopoldstadt wohl zurückerobert. Laut Bezirkshochrechnung von Sonntagnacht, die auch eine Wahlkartenprognose miteinbezieht, kommen die Roten im Zweiten auf 38,2 Prozent, die Grünen fallen auf 25,8 Prozent herunter. Für die SPÖ wäre das ein Plus von 10,2 Prozentpunkten im Vergleich zur Wahlwiederholung im Jahr 2016, die Grünen würden 9,5 Prozentpunkte verlieren.

Auch die ÖVP konnte wohl zulegen: Laut Hochrechnungen erhalten die Türkisen 13,1 Prozent (+6,9), die FPÖ dürfte 17 Prozentpunkte verlieren und auf 5,5 Prozent herunterrasseln.

Laut der Hochrechnung dürfte die grüne Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger nach nur vier Jahren im Amt dieses wieder verlieren und ihren Posten an den SPÖ-Spitzenkandidaten in der Leopoldstadt, Alexander Nikolai, abgeben müssen. Bezirkschefin Lichtenegger wurde erst durch die Wiederholung der Bezirksvertretungswahl in der Leopoldstadt zur Vorsteherin des Zweiten gemacht.

In einem Statement am Montag sagte sie dazu, man wolle die Auszählung der Wahlkarten abwarten. Jedenfalls sei sie stolz darauf, "wie sehr sich die Leopoldstadt in den letzten Jahren zum Positiven verändert mit unglaublich vielen tollen Projekten die ich mit den BürgerInnen umsetzen durfte." Sie bedankte sich, dass trotz Corona so viele von ihrem Wahlrecht Gebraucht gemacht hatten.

Bezirks-SPÖ will wieder mehr mit Bürgern reden

Der Klubchef der SPÖ Leopoldstadt, Christoph Zich, sagte zum STANDARD: Man wolle keine kurzsichtigen Projekte wie Pop-up-Radwege machen, sondern nachhaltige Lösungen finden und "wieder mehr mit Bürgern reden".

Bei der eigentlichen Wahl 2015 wählten die Leopoldstädter deutlich die SPÖ zu ihrer Nummer eins: Mit 38,6 Prozent wirkte der Abstand der Roten zu den Grünen mit 22,2 Prozent wie in Stein gemeißelt. Der grüne Vorsprung auf die drittplatzierte FPÖ, sie erhielt 22,1 Prozent, betrug nur 21 Stimmen. Die Wahl wurde aufgrund von Ungereimtheiten bei der Auszählung angefochten. Bei der Wiederholung erhielt Lichtenegger 35,3 Prozent, die FPÖ stagnierte, und die SPÖ rutschte auf 28,1 Prozent ab. (ook, elas, 11.10.2020)