Belfast – Österreichs Fußball-Nationalmannschaft hat am Sonntag in Nordirland mit 1:0 gewonnen und damit die Tabellenführung in ihrer Nations-League-Gruppe übernommen – und dennoch hinterließ der Auftritt im Windsor Park von Belfast einen bitteren Nachgeschmack. Nach der Pause leistete sich die ÖFB-Auswahl nämlich einen massiven Rückfall, der gegen einen limitierten Gegner beinahe einen Punkteverlust zur Folge gehabt hätte.

Ende gut, aber nicht alles gut.
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Teamchef Franco Foda hob lieber den gelungenen Auftritt in der ersten Hälfte hervor. "Da hatten wir ein sehr gutes Positionsspiel und Pressing. Wir hätten 2:0 oder 3:0 führen müssen", erklärte der Deutsche. "Unser einziges Manko war, dass wir unsere vielen Chancen nicht genützt haben."

Die Rechnung dafür hätten die Österreicher fast in der 92. Minute präsentiert bekommen, als ein Schuss von Liam Boyce nach einem schnell abgespielten Freistoß und einer Unachtsamkeit der ÖFB-Defensive haarscharf am langen Eck vorbeiflog. Dennoch relativierte Foda: "In der zweiten Hälfte haben wir etwas die Spielkontrolle verloren, wir waren in den Umschaltmomenten zu unpräzise. Aber der Gegner hatte bis auf diese Szene keine große Chance, wir waren defensiv kompakt."

Der Nationaltrainer betonte, er habe der Mannschaft zur Halbzeit nicht die Anordnung gegeben, zurückhaltender zu agieren. "Wir wollten uns nach der Pause nicht zurückfallen lassen, sondern weiterhin vorne Druck ausüben, aber der Gegner hat dann mehr mit langen Bällen operiert, und wir hatten dadurch Probleme."

Fußballstimmung 2020.
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Dank des vierten Sieges in Folge über Nordirland übernahm Fodas Truppe Platz eins vor den punktegleichen Norwegern, die trotz des besseren Torverhältnisses aufgrund des verlorenen direkten Duells hinter dem ÖFB-Team aufscheinen. Die Spitzenposition muss am Mittwoch in Ploiesti gegen die zwei Zähler zurückliegende rumänischen Auswahl verteidigt werden.

Die Rumänen gingen am Sonntag in Norwegen mit 0:4 unter, hatten aber im September in Klagenfurt Österreich mit 3:2 besiegt. "Die Gruppe ist sehr ausgeglichen und bleibt spannend", sagte Foda und blickte bereits auf das Mittwoch-Duell. "Wenn wir diese Begeisterung und Leidenschaft, die wir gegen Nordirland an den Tag gelegt haben, auch gegen Rumänien auf den Platz bringen, sind wir mit unserer spielerischen Qualität in der Lage, zu gewinnen." Die eine oder andere personelle Änderung sei in dieser Partie denkbar, erzählte der 54-Jährige, ohne ins Detail zu gehen.

Training in Nordirland

Foda bat seine Schützlinge am Montagvormittag noch einmal in Nordirland zum Training, am Nachmittag erfolgte der Abflug nach Bukarest und die Weiterfahrt nach Ploiesti. Nach dem Rumänien-Match stehen Mitte November noch das Testspiel in Luxemburg und danach die letzten Nations-League-Partien jeweils im Wiener Happel-Stadion gegen Norwegen und Nordirland auf dem Programm.

Sollte Österreich die Gruppe 1 in Liga B auf Rang eins abschließen, würde das den Aufstieg in Liga A und damit Spiele gegen die europäischen Topnationen bedeuten. Außerdem wäre das ÖFB-Team in diesem Fall mit sehr großer Wahrscheinlichkeit im Playoff um einen Startplatz für die Weltmeisterschaft 2022 in Katar dabei, unabhängig vom Ausgang der im März 2021 beginnenden WM-Qualifikation. (APA, 12.10.2020)