Luca de Meo ist seit Juli Geschäftsführer von Renault. Davor war er, seit 2015, Chef der katalanischen VW-Tochter Seat. Der Italiener hat einen wachen Blick auf Marktverhältnisse und Zeiterfordernisse, der VW-Konzern hätte bestimmt noch Großes mit ihm vorgehabt. In seine Seat-Ära jedenfalls fiel der kometenhafte Aufstieg von Elon Musks E-Mobil-Start-up, zunächst vor allem in der veröffentlichten Meinung und an den Finanzmärkten – Medien-, Börsenhype, so was beherrschen die Amis nun mal perfekt –, und daraus gebar sich seine Überlegung, ob diese Tage des Mobilitätsumbruchs nicht auch nach ganz neue Automarken verlangen.

Ein richtig glückliches Händchen bewiesen die Spanier zuletzt beim Design. Das zeigt sich besonders am Formentor, ...
Foto: Cupra

Damit kommen wir zu Cupra, bis dato für die Hochleistungs-Seats in Gebrauch. Daraus müsse eine eigene Marke werden, schlussfolgerte De Meo, selbstverständlich mit eigenem Logo. Es kam so was raus wie zwei gekreuzte Pferdeköpfe, hübscher Hinweis auf die germanische Heraldik, vielleicht wegen der hier einst ansässigen Westgoten. "Wenn wir ihm begegnet sind, haben wir immer die Zeigefinger vor der Stirn gekreuzt", berichtet schmunzelnd einer, der das an vorderer Front miterlebt hat, aber der Chef habe ungeachtet solchen Ulks darauf beharrt und sich keinen Deut von seiner Meinung abbringen lassen. Neue Marken braucht das Land.

Grafik: Der Standard

Erster Auftritt von Cupra neu war ein entsprechend gebrandeter Ateca, Hochleistungsfraktion, 300 PS und so, und in vergleichbarer Performanceecke positionieren sich auch die beiden Neuzugänge, von denen hier die Rede ist: Formentor und Leon. Aber auch die Mobilitätswende im Sinne von Elektrifizierung gehört von Beginn an zum Cupra-Marschgepäck: Plug-in-Hybrid-Versionen kommen demnächst (der Cupra Leon startet sogar so), und es kommen auch Elektro-Cupras.

Wayne Griffith, frischgebackener Seat- und bisher schon Cupra-Chef, bestätigte bei der Präsentation der beiden in München De Meos Ansatz – die Zeit der Disruption sei "auch eine für neue Marken". Und die Fahrpräsentation in Zeiten von Corona gebe es, weil "Cupra keine Marke ist, die man mit Powerpoint erzählt, sondern über das Erleben".

Steigen wir also ein in den Formentor. Sieht richtig scharf aus, der Flach-SUV – und fährt sich auch so. Straff, knackig, geschmeidig. Für die Fahrwerksfeinabstimmung war Markenbotschafter und Rallycross-Ex-Weltmeister Mattias Ekström zuständig. Kompliment. Weniger stimmig als Fahrzeugkonzept und Fahreindruck: Der via Cupra-Knopf im Volant aktivierbare "böse" Sound stammt, wie im Leon, aus der Konserve. Das muss man mögen.

Treffpunkt der Winde

... aber auch am Cupra Leon.
Foto: Cupra

Der (Per-)Formentor wird jedenfalls nicht von ungefähr nach dem "Treffpunkt der Winde" bezeichnet sein, wie die Einheimischen das Kap der Halbinsel Formentor auf Mallorca nennen. Der im VW-Konzern weitverbreitete 2,0-Liter-Turbo, den es zum Auftakt gibt, kommt hier auf 310 PS, und eh klar, das ist noch kein mobilitätswendlerischer Antrieb, sondern ein klassischer Hochleister.

Innen wie außen: viele markentypische Kupferakzente.
Foto: Cupra
Grafik: Der Standard

Damit niemand in Schockstarre verfällt: Dieser Topmotorisierung des ersten eigenständigen Cupra-Modells folgen rasch sechs weitere: ein 150-PS-Benziner mit Frontantrieb gegen Jahresende sowie 190- (Allrad) und 245-PS-Otto (Frontantrieb), 150-PS-Diesel (Frontantrieb und Allrad) und zwei Plug-in-Hybride (204 und 245 PS Systemleistung) dann ab kommendem Februar.

Was Wolfgang Wurm, Seat-Geschäftsführer bei Porsche Austria, beobachtet haben will – "ein hochemotionales Auto, bei dem die Leute stehenbleiben" –, bestätigte die Testfahrt im Bayernland. Auch dort hinten in Freising etwa, aus dessen Bistum Österreichs Geburtsnachweis (Ostarrichi-Urkunde!) stammt, haben wir ungewöhnlich viele neugierige Augen beobachtet, von Herren wie von Damen. Wurm festigte diesen Eindruck von der Nachfrageseite her: "Das ist keineswegs ein reines Bubenspielzeug."

Kurz noch zum Cupra Leon. Tritt am Markt erstmals als Kombi in Erscheinung und da mit einem aus dem Audi A3 bekannten Plug-in-Hybrid – mit 245 PS Systemleistung und knapp 60 km E-Reichweite. Der Fünftürer folgt gegen Jahresende, Benziner von 245 bis 300 PS (ST bis 310) sowie Allrad ergänzen die Palette.

Dann noch der Tavascan. Griffith bestätigt, dass aus der Elektro-SUV-Coupé-Studie ein Serienmodell wird: "Wir arbeiten konkret daran."
Foto: Seat

Wie es weitergeht mit Cupra? Elektrisch, wie gesagt. Nämlich, Überraschung: Der El Born, der ursprünglich für heuer gegen Jahresende als Seat avisiert war, auf dem prangt stolz und ausschließlich das Cupra-Logo, wenn er 2021 loslegt. Dann noch der Tavascan. Griffith bestätigte, dass aus der Elektro-SUV-Coupé-Studie ein Serienmodell wird: "Wir arbeiten konkret daran." (Andreas Stockinger, 15.10.2020)