Scinax quinquefasciatus ist ein kleiner Vertreter der Knickzehenlaubfrösche, doch Forscher sehen in ihm ein großes Problem: Der Frosch wurde Ende der 1990er-Jahre auf die Galapagosinseln eingeschleppt und breitet sich dort seitdem immer mehr aus. Wie ein Team um Raffael Ernst von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden nun nachwies, hat der Frosch in seiner neuen Heimat keine natürlichen Feinde, die seine Ausbreitung im Zaum halten – und das könnte Folgen für die endemische Insel-Fauna haben.

Keine vier Zentimeter groß und doch potenziell gefährlich: Scinax quinquefasciatus hat auf den Galapagosinseln keine natürlichen Feinde.
Foto: Senckenberg/Ernst

In seinem bahnbrechenden Werk "Über die Entstehung der Arten" stellte der Naturforscher Charles Darwin fest, "dass Frösche, Kröten und Molche auf den meisten ozeanischen Inseln fehlen". Lange Zeit galt das auch für die Galapagosinseln, die in Darwins Forschung eine wichtige Rolle spielten. "Erst die Ankunft des Knickzehenlaubfroschs Scinax quinquefasciatus in den Jahren 1997 oder 1998 auf der Inselgruppe änderte dies", sagte Ernst. "In unserer Studie haben wir die Interaktionen dieses Neuankömmlings mit der heimischen, überwiegend endemischen Fauna auf Galapagos untersucht."

Blick in den Magen

Die Forscher wollten herausfinden, wie sich der eingewanderte etwa 33 bis 38 Millimeter große Frosch im Nahrungsnetz der Inselfauna verhält. Zu diesem Zweck untersuchten die Biologen die Inhalte von 228 Frosch-Mägen. "Insgesamt konnten wir elf verschiedene Gruppen von Wirbellosen in den Mägen der Frösche identifizieren. Mit 60 Prozent machen Schmetterlinge den größten Anteil der Beutetiere aus, darüber hinaus fanden wir unter anderem Schaben-, Spinnentier- und Heuschrecken-Überreste", so Ernst. Die Frösche hätten offenbar keine besonderen Nahrungspräferenzen, sondern würden einfach fressen, was lokal am häufigsten vorhanden sei.

Der Frosch frisst, was er kriegt, zeigen die Untersuchungen.
Foto: Senckenberg/Ernst

In einem zweiten Schritt untersuchte das Team, auf wessen Speiseplan der Frosch stehen könnte, und wurde beim endemisch auf den Inseln lebenden Schwimmkäfer Thermonectus basillarus galapagoensis fündig. "Die Larven der Käfer ernähren sich auch von den Kaulquappen der Frösche. Wir wollten wissen, ob dies zu einer natürlichen Regulierung der Froschbestände führen könnte", erklärte Ernst.

Sorgfältige Beobachtung

Zu diesem Zweck führten die Forscher kontrollierte Räuber-Beute-Experimente durch. Diese zeigen, dass die Käferlarven in der Regel bereits "gesättigt" sind, bevor die angebotenen Kaulquappen vollständig gefressen wurden. "Das Ergebnis zeigt uns, dass die Käfer die Bestände des invasiven Froschs nicht nachhaltig eindämmen können." Dessen Ausbreitung und die Auswirkung auf das Ökosystem sollten demnach weiterhin sorgfältig beobachtet werden. (red, 12.10.2020)