Noch etwas steif in der Motorik: humanoide Roboter.

Foto: Stadtkino Filmverleih

Roboter heißt Sklave, meint ein KI-Spezi in der Doku Robolove. Man müsse Entwicklung von Robotern forcieren, damit die Androiden uns immer mehr und immer komplexere Arbeit abnehmen. Was hier als Hoffnung auf Glück ohne Ausbeutung aufscheint, kann sich allerdings, und das erwähnt er nicht, bald zum Horror auswachsen. Nicht im Sinne eines ,,Aufstands der Maschinen", wie man es aus dem Kino kennt, sondern einer Anpassung an ihren Takt, wie man es aus der Geschichte kennt.

Statt dass die jeweils neuesten Erfindungen bloß unsere Arbeit übernommen und dabei mehr Zeit für Schönes abgeworfen hätten, haben wir uns unter dem Produktivitätsdogma stets noch ihren immer schneller werdenden Rhythmus einverleiben müssen. Schlimmer noch: Die Technik macht nicht "das Hackeln" überflüssig, sondern letztlich die Menschen. Zukunftsmusik mit deutlich dystopischen Noten, die in Maria Arlamovskys dezidiert nichtalarmistischer Dokumentation nur manchmal anklingt.

Geyrhalterfilm

Etwa dann, wenn ein Nachrichtensprecher scherzt, er wolle den Androiden, mit dem er sich später vor der Kamera unterhalten wird, nicht als möglichen Ersatz für seinen Posten darstellen. Die Angst vor der Austauschbarkeit ist angesichts eines Robo-Pornos auch bei einer Gruppe von Sexarbeiterinnen spürbar. Allerdings sehen diese das größte Problem darin, dass sich die Enthemmung ihrer Kunden gegenüber nichtmenschlichen Sexobjekten auf sie übertragen könnte. Beim Geschlechtsverkehr, auch beim gekauften, gehe es natürlich ums Körperliche, sagen sie, aber ebenso ums Emotionale. Den genuin menschlichen Kontakt könne ein Android nicht ersetzen.

Das Ziel vieler Robo-Expertinnen und -Experten, die hier vorkommen, besteht allerdings genau darin: Wo Menschen wie Maschinen zu funktionieren haben, sollen jene sich so bald wie möglich wie Menschen verhalten und aussehen. Daran hapert’s aber gewaltig – noch! Das unterstreicht der Film mit vielen vergleichenden Nahaufnahmen von Gesichtern und Fake-Fratzen. Und mit Komik: Unterhaltungen mit latexüberzogenen Terminator-Körpern münden in Nonsense. Wenn sich ein Roboter durch die Haare fahren soll, gerät das zum Slapstick.

Download des Bewusstseins

Robolove deckt viele Aspekte der Anthropomorphisierung von Androiden ab, und das in kurzweiligen 80 Minuten. Darin schwärmen die interviewten Talking Heads davon, wie uns unsere künstlichen Ebenbilder einmal die Care-Arbeit abnehmen werden; wie sie in der zunehmenden Vereinsamung der vielen als Begleiter fungieren und gar ewiges Leben qua Download des Bewusstseins möglich machen werden. Unerwähnt bleibt aber, wer sich das wohl für lange Zeit allein leisten können wird.

Oberflächlich zwar um Balance bzw. Neutralität bemüht sowie darum, das Urteil dem Publikum zu überlassen, bezieht der Film doch implizit eine von vornherein recht feststehende Position: nämlich die liberale eines unbedingten Fortschrittsglaubens. (David Auer, 13.10.2020)