Innen nach außen gestülpt: der österreichische Biennale-Pavillon.

Foto: Philipp Fleischmann

Wien Erst ist da Blau. Dann flackert es, der Blick streift entlang einer gigantischen Zimmerdecke. Immer wieder blenden Sonnenstrahlen. Sommerliche Bäume schieben sich in das Azur. Das Sichtfeld zieht sich zusammen. Licht spielt mit seinem Charme, lodert auf, verschwindet ganz. Rote Flecken tanzen durch die Fenster. Der Innenraum wird zum Außen. Raum und Himmel werden eins. Dann nur noch Gelb. Licht.

Austrian Pavilion heißt der fünfminütige Stummfilm, den der aus Hollabrunn stammende Künstler und Filmemacher Philipp Fleischmann vergangenes Jahr gedreht hat. Dafür fuhr er mit einem meterhohen Bogengestell durch den österreichischen Biennale-Pavillon in Venedig und konnte mithilfe der darauf montierten Analogfilmkameras einen 360-Grad-Blick einnehmen.

Analoge Institutionskritik

Dabei nutzt er das von Architekt Josef Hoffmann entworfene Bauwerk, um kritisch aufzuzeigen, dass künstlerische Filme als österreichischer Beitrag auf der Biennale seit 1898 erst zweimal ausgestellt wurden – und somit unterrepräsentiert sind. Diese Abwesenheit des Bewegtbilds im Ausstellungskontext zu thematisieren ist Fleischmann, Leiter der Schule Friedl Kubelka für unabhängigen Film und bedeutender Vertreter des zeitgenössischen Experimentalfilms in Österreich, ein wichtiges Anliegen.

Bereits seit 2013 dienen ihm österreichische Kunstinstitutionen, darunter die Secession oder das Mumok-Kino, als Protagonisten gedient, um diese einerseits als kunsthistorische Räume zu reflektieren und andererseits die Rolle des Films ebendort zu hinterfragen. Was macht den Film zum Film? Wo verläuft die Linie zwischen Film und Kunst?

Die daraus entstandene fünfteilige Analog Film Series ist nun Zentrum einer zweitägigen Personale im Filmmuseum in Wien. Neben dem vielfältigen Filmprogramm wird es auch möglich sein, die begehbare InstallationAccording the Script – The Casting als "Black Box"-Installation zu besichtigen. (Katharina Rustler, 13.10.2020)