Wie viele Kinder sollen es sein? Und wie viele Pädagoginnen sollen sich kümmern? Jedes Bundesland hält es anders – auch bei der Ausbildung.

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Angela Magenheimer ist ausgebildete Elementarpädagogin. Zwölf Jahre hat sie ihren Beruf auch ausgeübt – in selbstverwalteten Kindergruppen, weil dort der Betreuungsschlüssel "noch paradiesisch war", damals in den 1990er-Jahren. Jetzt unterrichtet sie angehende Kindergruppenbetreuerinnen und sagt: "Ich verstehe jede Pädagogin, die sich nach ein paar Jahren umorientiert." Viele fangen gar nicht erst an: In ihrem Maturajahrgang war es "vielleicht ein Viertel", der Rest ging lieber studieren.

Sie fehlen. Die dringende Suche nach gut ausgebildeten Kindergartenpädagoginnen (und ihren Kollegen, die derzeit die Ausnahme sind) stand Anfang Oktober auch bei der Gründung des Beirats für Elementarpädagogik auf der Tagesordnung. Eine "erste Bildungseinrichtung" solle der Kindergarten sein, wiederholte aus diesem Anlass Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) ein gut eingeübtes politisches Mantra. Wer es ernst nimmt, landet schnell bei "QualitätsmindestStandards", die trotz (ausführender) Zuständigkeit der neun Bundesländer endlich von Vorarlberg bis ins Burgenland gelten sollen.

Eine zentrale Aufgabe des Gremiums, an dem neben Länder- und Gemeindevertretern auch Trägerorganisationen und Pädagogische Hochschulen teilnehmen, wird es also sein, bei Qualitätsmerkmalen wie Gruppengröße, Platzangebot und der essenziellen Frage, um wie viele Kinder sich eine Pädagogin kümmern soll, Meter zu machen. Zu diesem Zweck will man sich vierteljährlich treffen. Ziel seien "Empfehlungen, die dann in die Entscheidungen der zuständigen Länder und Gemeinden einfließen", heißt es aus dem Bildungsministerium. Für etwas mehr Verbindlichkeit könnte die 2022 anstehende Bund-Länder-Vereinbarung über Finanzierungsfragen sorgen.

Empfohlen und verräumt

An mangelnder Vorbereitung kann es bei dem eher gemütlich angelegten Zeitplan nicht liegen. Ende 2015 hat das Österreichische Familienforschungsinstitut ein durchaus umfassendes Papier über QualitätsStandards in elementaren Bildungseinrichtungen vorgelegt. Sogar der direkte Vergleich internationaler Empfehlungen mit den einzelnen Landesgesetzen wurde angestellt – das war nicht für alle angenehm. Die Experten haben de facto in allen Bereichen, die für die Bewertung der Qualität einer elementaren Bildungseinrichtung herangezogen wurden, Verbesserungsvorschläge gebracht (Details s. unten, Anm.). Um das Ergebnis ihrer Arbeit ist es seither ziemlich still geworden.

Was hat sich in den Jahren seit dem Erscheinen getan? Dazu Projektleiter Andreas Baierl: Die Anzahl der Kinder, um die sich eine Pädagogin kümmern soll, habe sich etwas verbessert. So gebe es etwa in Tirol und Vorarlberg neue Gesetze, aber: "Generell gesprochen ist der Betreuungsschlüssel, der im Qualitätskompass empfohlen wird, immer noch Wunsch."

Starke Fragmentierung

Geblieben ist die starke Fragmentierung des Systems. Das gelte vor allem für die Betreuung der unter Dreijährigen, die in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen habe. "Es beginnt bei den Bezeichnungen: Neben Kindergärten heißen sie Krippen, Krabbelstuben, Tagesbetreuungseinrichtungen, Kindertagesstätten ... in manchen Bundesländern existieren auch für dieselbe Altersgruppe mehrere Formen", sagt Baierl. Was daraus folgt: Für jedes Land und jede Form gibt es eigene rechtliche Vorgaben, was, so der Experte, "den Überblick, zum Beispiel bezüglich der Ausbildung des Personals, schwierig macht".

Ob sich Angela Magenheimer eine Rückkehr in den alten Beruf vorstellen könne? "Dazu bräuchte es eine massive Aufstockung des Personals, weniger Kinder pro Gruppe – und wohl ein adäquates Gehalt." Die Arbeit mit den Kindern gefalle ja. Ihr Fazit: "Es ist der schönste Scheißberuf der Welt." (Peter Mayr, Karin Riss, 14.10.2020)