Bürger wünschen sich klare Verhältnisse im Umgang mit dem Virus

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Es kennt sich niemand mehr aus: So lautet eine verbreitete Stimmungslage im Corona-Herbst. Die Regierung lässt zwar wöchentlich eine Ampel blinken, doch letztlich verhängt jeder Bezirk in Eigenregie Verschärfungen, wie es passt – von Veranstaltungslimits bis zur Sperrstunde.

Management by Chaos? Da gilt es zu differenzieren. Bürger regen sich zu Recht auf, wenn in ein und demselben Fall drei Stellen vier Handlungsanleitungen geben. Doch zum Teil ist Durcheinander nicht nur verständlich, sondern sogar sinnvoll.

Regionale Maßnahmen

Die Regierung, oder zumindest der grüne Teil davon, will möglichst auf regionale Maßnahmen setzen, statt österreichweite Beschränkungen zu verhängen – eine plausible Strategie. Weil die Cluster von Fall zu Fall verschieden sind, helfen pauschale Regeln, die ab einem bestimmten Infektionsniveau automatisch greifen, nicht weiter. Bricht das Virus etwa in einer Fabrik aus, sind Schulschließungen nur Schikane.

Auch der scheinbar erratische Ansatz – Entscheidungen von Tag zu Tag – hat Berechtigung. Restriktionen bringen Kollateralschäden mit sich, von wirtschaftlichen bis zu psychischen Nöten. Da gilt es, nicht voreilig übers Ziel zu schießen.

Die Unsicherheit stresst Menschen. Wem die Pandemie den Alltag verkompliziert, der wünscht sich zumindest klare Verhältnisse im Umgang mit dem Virus – doch die kann die Politik seriöserweise nicht bieten. Dass es dafür wenig Verständnis gibt, ist allerdings kein Wunder. Mit der Art, wie die Regierung ihre Ampel vor deren Installierung anpries, hat sie genau diese Illusion der Planbarkeit und Verlässlichkeit erweckt. (Gerald John, 13.10.2020)