Foto: Matthias Cremer

Als Erstes standen die Wieden und die Josefstadt fest. Dann trudelten – sehr langsam – am Dienstag immer mehr neue Ergebnisse der Wahl in den Wiener Bezirksvertretungen ein. 1144 Sitze in 23 Bezirksparlamenten mussten – je nach Größe der Bezirksbevölkerung – vergeben werden.

Während für die meisten Bezirke bereits am Sonntagabend eindeutige Hochrechnungen den Ausgang vorhersagten, war es in der Wiener Josefstadt bis zuletzt spannend (siehe Text unten). Das Match Grün gegen Türkis entschied schlussendlich der Herausforderer. Mit einem großen Plus von 6,4 Prozentpunkten erreichten die Grünen mit Spitzenkandidat Martin Fabisch 33,6 Prozent und wurden damit die neue Nummer eins im Achten. Damit war das Ergebnis sogar weitaus eindeutiger als erwartet. Die ÖVP hingegen stagnierte bei 30,6 Prozent. Die SPÖ musste im Bezirk ein leichtes Minus verkraften: Sie kommt auf 18,6 Prozent (minus 1,1 Prozentpunkte).

Für die Grünen ist die Rückeroberung der Josefstadt ein großer, aber auch notwendiger Erfolg, schließlich haben sie mit der Leopoldstadt einen ihrer drei grünen Bezirke bereits verloren, nun sind sie wieder auf gleich. Das Endergebnis der Leopoldstadt bestätigte die Hochrechnungen der Vortage, allerdings weniger eindeutig als angenommen: Die SPÖ erreichte 35,4 Prozent, die Grünen 30,6.

Türkises Plus

Den größten Zugewinn dürfte aber die ÖVP feiern. Genauer gesagt: Markus Figl, Bezirksvorsteher im ersten Wiener Gemeindebezirk. Nachdem Figl 2015 einen schwierigen Start als neuer türkiser Spitzenkandidat hatte – seine ÖVP-Vorgängerin, die damalige Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel, wechselte als Spitzenkandidatin zur FPÖ –, konnte Figl 2020 offensichtlich überzeugen: Das Endergebnis der ÖVP in der Inneren Stadt weist ein fettes Plus von 14,8 Prozentpunkten aus. Sie kommt auf 40,5 Prozent und lässt die SPÖ mit 23,0 Prozent (minus 1,21 Prozentpunkte) hinter sich. Figl fiel in den Wochen vor der Wahl besonders durch die Pläne zur verkehrsberuhigten Innenstadt auf, die er gemeinsam mit der grünen Vizebürgermeisterin Birgit Hebein geschmiedet hatte. Zuvor hatte Figl gegen die Fiaker, die er für die Abnutzung der Straßen des Bezirks verantwortlich machte, mobilisiert.

Blaues Minus

Die FPÖ, die in der City heuer erneut Stenzel bemühte, verlor dort 13,9 Prozentpunkte. Das ist allerdings ein eher kleines Minus im Vergleich zu anderen Bezirken. Zwar wurden am Dienstag gerade in den meisten großen Flächenbezirken noch die Briefwahlstimmen ausgezählt, die Hochrechnungen sagten der FPÖ jedoch große Verluste voraus.

Fix war aber jedoch schon ein die blauen erschütterndes Minus: In Favoriten verlor die FPÖ 27,7 Prozentpunkte und rasselte von 38,2 auf 10,5 Prozent herunter. Die SPÖ konnte um sieben Prozentpunkte zulegen und erreichte 47,4 Prozent der Stimmen. Dort war der rote Bezirksvorsteher Marcus Franz zuletzt wegen eines übergroßen Selbstporträts an einer Hauswand aufgefallen. (Oona Kroisleitner, 13.10.2020)