Selbst prächtig gelb gefärbt, schadet dem Girlitz vor allem das satte Grün monotoner Rasenflächen.
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Wie jeden Herbst hat die Organisation BirdLife Österreich wieder einen Vertreter der heimischen Vogelwelt ausgewählt, dem im nächsten Jahr besondere Aufmerksamkeit zuteil werden soll. Der Vogel des Jahres 2021 ist der Girlitz (Serinus serinus), die kleinste aller heimischen Finkenarten.

Ein kurzer Steckbrief

Girlitze bringen es nur auf elf bis zwölf Zentimetern Körperlänge vom Schnabel bis zum Schwanz und auf elf bis zwölf Gramm Gewicht. Die Männchen zeigen eine leuchtend gelbe Färbung im Gesicht, auf der Kehle und Brust auf. Oberseits sind sie grünlich gestreift. Die Weibchen sind etwas matter gefärbt und ebenso unterseits gestreift. Mit seinem sehr kurzen, dunklen Schnabel sieht der Girlitz auffällig "stupsnasig" aus, beschreibt BirdLife den kleinen Jahresregenten. Ebenso auffällig sei der hohe klingelnd-klirrende Gesang des Girlitzmännchens, der mit einem klingelnden Schlüsselbund oder klirrendem Glas verglichen werden könne.

Der Girlitz bewohnt lichte, reich strukturierte Landschaften bis rund 800 Meter Seehöhe. Er benötigt einerseits Bäume zum Brüten und Singen, andererseits niedrig bewachsene Flächen zur Nahrungssuche. Gärten, Friedhöfe. Aufgelockerte Ortsränder sowie Streuobstwiesen und Weingartenlandschaften sind seine wichtigsten Lebensräume. Entscheidend ist in jedem Fall ein reiches Angebot an Wildkräutern, denn er ernährt sich ausschließlich von den Samen dieser Pflanzen (zum Beispiel Hirtentäschel, Löwenzahn, Gänsedistel, Vogelmiere, Wegrauke und Wildkamille) und kleinen Baumsamen (Ulme, Birke). Auch die Jungen werden mit einer Art Babybrei aus zerquetschten unreifen Samen gefüttert.

Er ist ein Kurzstreckenzieher, bleibt also in der kalten Jahreszeit auf dem Kontinent. Das Überwinterungsgebiet der österreichischen Girlitze liegt im zentralen Mittelmeerraum, überwiegend in Italien, aber auch in Griechenland. Sie ziehen von Mitte September bis Ende Oktober aus Österreich ab.

"Blütenwiese statt Einheitsgrün"

Leider zählt der kleine Fink auch zu den Sorgenkindern der heimischen Vogelwelt, berichtet BirdLife. Die Bodenversiegelung an den Stadträndern, der übertriebene Ordnungssinn in den Gärten und Grünanlagen sowie der Verlust an Brachflächen nehmen ihm die Nahrungsgrundlage. Der Bestand nahm in den vergangenen 20 Jahren ungefähr auf ein Fünftel ab – ein Minus von 80 Prozent von 1998 bis 2016.

"Den österreichischen Bestand des Girlitz schätzen wir aktuell auf rund 50.000 Brutpaare", sagte Gabor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich. "Damit zählt er momentan noch zu den häufigen Brutvögeln, doch unsere Beobachtungen weisen einen satten Einbruch in den letzten 20 Jahren nach. Acht von zehn Vögeln sind verschwunden. Der Jahresvogel 2021 zählt somit zu jenen Arten, deren Anzahl in den letzten Jahren am dramatischsten zurückgegangen ist."

"Blütenwiese statt Einheitsgrün", lautet daher die Empfehlung der Vogelschutzorganisation. "Lassen Sie Wildkräuter in Pflasterritzen und Blumenbeeten zu. Verwenden Sie Gittersteine mit Ritzenvegetation als Pflasterung anstelle von völlig versiegelten Flächen. Legen Sie Wildblumenbeete an und lassen Sie in wilden Ecken Wildkräuter wachsen", appellierte Wichmann an die Bevölkerung. (APA, red, 14. 10. 2020)