Ein Porträt von Andreas Hofer und seine Hosenträger physisch im Zeughaus.

Foto: Alexander Haiden

Das Jahr 2019 stand ganz im Zeichen von Maximilian I.; zur Erinnerung an den 500. Todestag des Habsburgers wurde ein rund fünf Millionen Euro teures Gedenkjahr veranstaltet, das auch Kuriositäten wie den "Maximilian-Burger" hervorbrachte. Maximilian starb 1519, ein Jahr später kam es in den ärmsten Regionen Tirols zu Aufständen gegen die Obrigkeit.

Auch sie waren das Erbe eines Kaisers, der durch prunkvolle Hofhaltung und Kriege einen enormen Schuldenberg hinterlassen hatte. Insofern knüpft der Podcast Postmax 1520 zwar nahtlos an das Maximilian-Jahr an. Er versteht sich aber als Gegenentwurf zur offiziellen Gedenkpolitik, in der der "gemaine Pofel", sprich: Pöbel, den Kürzeren zu ziehen scheint. Es sei denn, er heißt Andreas Hofer.

Underdog-Erzählung

Die Ereignisse von 1520 sind Vorboten eines im Vergleich zu den Hofer- oder Habsburg-Jubiläen weitaus weniger zelebrierten Teils der Landesgeschichte. Er nennt sich Tiroler Bauernkrieg, sein Beginn wird auf das Jahr 1525 datiert, und einer seiner Hauptprotagonisten war der 1532 im Auftrag der Habsburger ermordete Michael Gaismair.

Dass sich nun in genanntem Podcast ausgerechnet ein Verbund aus Provinzmuseen mit den Nachwirkungen der Ära Maximilians und damit auch der Vorgeschichte des Bauernkriegs beschäftigt, passt gut in die Underdog-Erzählung. Es ist aber auch ein Beispiel dafür, was lokale Museumsarbeit über die ihr so gerne zugeschriebene Funktion wie Bewahrung "regionaler Identität" hinaus bedeuten kann. Zumal in Corona-Zeiten.

Sichtbar bleiben

Kultur auf dem Land war ein eher wenig beachteter Nebenschauplatz des allgemeinen Lockdowns. Wie man trotz der Zwangsschließungen sichtbar bleiben könne, fragte man sich freilich auch dort. Weshalb Matthias Breit, Leiter des Gemeindemuseums von Absam nahe Innsbruck, die "Hörpositionen" ins Leben rief. Andere Häuser (Museum im Ballhaus in Imst, Noaflhaus in Telfs, aber auch die Landesmuseen) schlossen sich an; im Mai ging man anlässlich von 75 Jahren Weltkriegsende mit einem Porträt des Komponisten Peter Zwetkoff on air, der sich im Widerstand engagiert hatte.

Dem dreiteiligen Gaismair-Podcast liegt wiederum die Radiosendung Verweigerung oder das Leben des Bauern ist ein langer Werktag aus dem Jahr 1976 von Breits Vater, dem Komponisten, Journalisten und Filmemacher Bert Breit, zugrunde. Sie wurde nun um aktuelle Fragen zum Gedächtnis des Landes erweitert. Hörenswert. (Ivona Jelčić, 14.10.2020)