Ministerin Köstinger kümmert sich um den JVP-Nachwuchs

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Sie freue sich, bald "unser jüngstes JVP-Neumitglied, den Sohnemann der Ministerin, bei uns begrüßen zu dürfen": Dieses Instagram-Posting der Nationalratsabgeordneten Claudia Plakolm (ÖVP) sorgt derzeit für Häme und Empörung. Denn Lorenz Köstinger, "Sohnemann der Ministerin", ist erst zwei Jahre alt. Dementsprechend wird ihm die Mitgliedschaftsurkunde nicht direkt überreicht, sondern – wie auf dem Posting zu sehen – seiner Mutter, der Landwirtschafts- und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger. Geworben haben soll das Kleinkind der künftige Wiener Gemeinderat Peter L. Eppinger.

Hinweise auf einen "Scherz" liefert das Statut der JVP: Dort steht, dass man erst ab dem 15. Lebensjahr Mitglied der Jungen Volkspartei werden kann. Auch die Unicef-Kinderrechtskonvention wäre nicht begeistert, sollen doch alle Kinder "als Personen ernst genommen, respektiert und in Entscheidungen einbezogen werden". Es sei eine nett gemeinte Geste der JVP gewesen, sagt Köstingers Sprecher. Selbstverständlich handle es sich nicht um eine Mitgliedschaft im rechtlichen Sinne.

Empörung und Häme

Klar ist aber, dass sich die JVP samt Köstinger einen ordentlichen Shitstorm in sozialen Medien eingefangen haben. "Ein Fall für den Sektenbeauftragten!", kommentierte der einstige Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ). "Hätte ein kleiner türkischer Gemüsehändler seinen zweijährigen Sohn bei der Jung-AKP eingeschrieben: Ich bin mir sicher, die ÖVP hätte mit Schaum vorm Mund das österreichische Kindschaftsrecht geändert", kommentierte der grüne Ex-Abgeordnete Albert Steinhauser.

Seine Nachfolger sehen das entspannter, beispielsweise Michel Reimon: "Solange Babys getauft und Fotos davon gepostet werden, finde ich Empörung darüber auch übertrieben. Oder übersehe ich einen Unterschied?" (red, 15.10.2020)