Systemvergleich: Die Illustration zeigt das Größenverhältnis zwischen dem Roten Zwerg TOI-1266 und unserer Sonne sowie die Positionen, die die beiden TOI-Planeten in unserem System einnehmen würden.
Illustration: Institute of Astronomy, UNAM/ Juan Carlos Yustis

Und wieder ist der Exoplanetenkatalog um zwei Exemplare reicher geworden. Beide sind interessant, weil relativ klein und damit selten zu entdecken. Einer zählt mit etwas mehr als dem eineinhalbfachen Erddurchmesser zu den sogenannten Supererden, den anderen mit etwas weniger als dem zweieinhalbfachen stufen seine Entdecker als Sub-Neptun ein. Und beide Planeten kreisen um einen Zwergstern.

Der Rote Zwerg TOI-1266 befindet sich etwa 120 Lichtjahre von uns entfernt. Ins Visier genommen wurde er vom SAINT-EX-Observatorium ("Search And characterIsatioN of Transiting EXoplanets") in Mexiko, das von Forschern der Universitäten Bern und Genf mitgeleitet wird. Es handelt sich um eine vollständig robotergestützte Einrichtung mit einem 1-Meter-Teleskop. Das Observatorium ist mit Sensoren ausgestattet, welche die hochpräzise Detektion von kleinen Planeten um kühle Sterne ermöglichen.

Andere Verhältnisse

Anfang des Jahres gelang der Einrichtung die Entdeckung der beiden Planeten TOI-1266 b und c, die Studie dazu ist nun im Fachmagazin "Astronomy and Astrophysics" erschienen. Die zwei Planeten kreisen auf sehr engen Orbits und benötigen für einen Umlauf nur elf respektive neun Tage. Da Rote Zwerge aber viel schwächer strahlen als unsere Sonne, gelten im System von TOI-1266 andere Temperaturverhältnisse. So ist der äußere der beiden Exoplaneten, TOI-1266 c, mit Temperaturen zwischen 437 und 500 Grad Celsius "nur" so heiß wie die Venus. Und das, obwohl er seinem Stern siebenmal näher ist als die Venus der Sonne.

"Planeten mit einem Radius zwischen etwa dem von TOI-1266 b und c sind ziemlich selten", sagt Studienhauptautor Brice-Olivier Demory. Yilen Gpmez Maqueo Chew, SAINT-EX-Projektkoordinatorin und Forscherin an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko, fügt hinzu: "Die Möglichkeit, zwei verschiedene Arten von Planeten im selben System zu untersuchen, ist eine große Chance."

Glück gehabt

Astronomen sind daran gewöhnt, dass ihnen für ihre Arbeit immer nur bestimmte Zeitfenster zur Verfügung stehen. Diesmal kam mit der Covid-19-Pandemie ein unerwarteter Zusatzfaktor ins Spiel, doch hatten die Forscher Glück: Sie konnten ihre Beobachtungen kurz vor dem Lockdown in Mexiko abschließen. Kurz nach den Beobachtungen musste die Anlage wegen der Folgen der Pandemie geschlossen werden. Dies hat sich bis heute nicht geändert.

Die Forscher hoffen aber wie wir alle, dass das normale Arbeitsleben beizeiten zurückkehrt. Was in ihrem Fall heißt, den Betrieb von SAINT-EX wiederaufzunehmen und den nächsten Roten Zwerg und dessen potenzielle Planeten ins Visier nehmen zu können. (red, 16. 10. 2020)