Die Friseurbranche blickt bange auf den anstehenden Winter und ruft nach Unterstützung.
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Lockdown, Umsatzschwund und Mitarbeiter in Quarantäne – auch Österreichs Friseure kommen nicht ungeschoren durch die Corona-Krise. Wie sehr die Branche dadurch in Bedrängnis geraten ist, zeigt sich am Beispiel der Friseurkette Klier mit österreichweit 35 Salons: Sie musste wegen der Covid-19-Pandemie Insolvenz anmelden, teilte der Gläubigerschützer Creditreform am Freitag mit. Betroffen sind 281 Dienstnehmer, die vor einer höchst ungewissen Zukunft stehen.

Die Standorte sollen zwar – wo möglich – erhalten bleiben. Ob dies gelingt, bleibt allerdings abzuwarten. Schließlich ist die Ursache für den Schritt zum Insolvenzrichter eine negative Zukunftsprognose: Wegen der Verschärfung der Maßnahmen infolge erhöhter Infektionszahlen erwartet Klier Verluste in den nächsten Monaten, die das Unternehmen nicht mehr hätte aufholen können. Unterstützung von der deutschen Muttergesellschaft ist ebenfalls nicht in Sicht, da sich diese seit einem Monat selbst in Insolvenz befindet.

In prekärer Lage

Auch die Branche insgesamt sei in einer prekären Lage, befindet Bundesinnungsmeister Wolfgang Eder: "Wir spüren immer noch die Verunsicherung unserer Kunden, die Umsätze sind weit vom Vorkrisenniveau entfernt." Dementsprechend sei es im dritten Quartal laut Umfragen zu einem Stimmungseinbruch unter den österreichweit 9.200 Friseuren gekommen. Im Mai hat die Branche nach dem Lockdown noch einen kurzzeitigen Nachholeffekt verbuchen können, seither liegen die Erlöse um zehn Prozent unter dem Vorjahresniveau. Insgesamt ist heuer bisher etwa ein Viertel des Umsatzes entfallen.

Besserung ist derzeit nicht in Sicht. "Die großen Veranstaltungen wie Bälle werden uns heuer sehr fehlen", sagt Eder. Größere Sorgen bereiten ihm jedoch die anhaltenden Unsicherheiten, vor allem die steigende Zahl an Kontaktpersonen, die aufgrund einer infizierten Person in ihrem Umfeld eine zehntägige Quarantäne einhalten müssen. "Wenn Mitarbeiter oder ganze Teams so lange ausfallen, ist das für viele unserer Betriebe existenzbedrohend", sagt der Innungsmeister.

Forderungen

Um Betriebssperren zu vermeiden, fordert Eder daher, dass sich Betroffene künftig aus der Quarantäne "freitesten" können, zudem drängt er auf raschere Testergebnisse und einen Kostenersatz für Testungen von Mitarbeitern. Ebenfalls auf der Wunschliste: eine Senkung der Umsatzsteuer auf Friseurdienstleistungen von 20 auf zehn Prozent, was sich kurzfristig realisieren ließe. Länger dürfte es beim wohl größten Brocken dauern, nämlich einer Senkung der Lohnnebenkosten.

Die Branche beziffert ihren Personalaufwand mit 55 bis 60 Prozent der Kosten, Friseure würden also stark davon profitieren. "An der Branche hängen rund 20.000 Beschäftigte", erinnert Eder. Zudem würden Friseure besonders viele Lehrlinge ausbilden. (Alexander Hahn, 16.10.2020)