Ein Screenshot aus Zeiten, als die beiden Projekte noch kooperierten.

Screenshot: Proschofsky / STANDARD

Es gab eine Zeit, da war OpenOffice die erste Wahl bei der Suche nach einer freien Office-Suite. Doch das öffentliche Interesse zog auch immer mehr externe Entwickler an, mit denen der ursprüngliche Anbieter Sun nicht so recht etwas anzufangen wusste. Die Zusammenarbeit mit der Community erwies sich von Anfang an als spannungsgeladen, der Softwarehersteller zeigte nur wenig Interesse daran, die immer mehr werdenden Beiträge externer Entwickler aufzunehmen. Das frustrierte zunächst vor allem Linux-Entwickler, die gerne eine bessere Office-Suite für ihr Betriebssystem geschaffen hätten.

Schrittweise Spaltung

Aus dieser Situation entstand rund um den Softwarehersteller Ximian eine Art freundliche Erweiterung von OpenOffice. Mit ooo-build bot man ein System, mit dem Linux-Distributionen ein in vielerlei Hinsicht erweitertes und mit modernen Desktops besser integriertes OpenOffice in ihr Angebot aufnehmen konnten. Die Versuche, eine bessere Gesprächsbasis mit Sun zu finden, fruchteten allerdings nichts, und nach dessen Übernahme durch Oracle kam es zum endgültigen Bruch: LibreOffice ward geboren.

Feier!

Nun haben die beiden Projekte aber wieder etwas gemeinsam: Sie feiern Geburtstag. Vor zwanzig Jahren hat Sun den Quellcode von OpenOffice freigegeben und damit den Grundstein für alles weitere gelegt. Die Basis der Office-Suite ist allerdings noch erheblich älter. Vom zugrundeliegenden StarWriter wurde bereits 1985 die erste Version veröffentlicht.

Das Jubiläum nimmt das LibreOffice-Projekt nun zum Anlass für eine kleine Spitze und eine große Forderung an die Konkurrenz. Die Document Foundation ruft das OpenOffice-Projekt dazu auf, den alten Namen freiwillig abzutreten. Und man kann dafür durchaus mit Argumenten aufwarten. Während die LibreOffice-Entwicklung weiterhin äußerst aktiv ist, sei es rund um OpenOffice ziemlich ruhig geworden. Die Entwicklung steht seit Jahren praktisch still, da half auch eine Umorganisation im Jahr 2011 unter dem Dach der Apache Foundation nichts mehr. Die letzte große Release erfolgte 2014, seitdem gab es nur mehr kleinere Wartungs-Updates, die aktuelle Version 4.1.7 entstammt dem Jahr 2019.

Zum Vergleich dazu: In den vergangenen Jahren wurden von LibreOffice 13 große und 87 kleine Updates veröffentlicht. Im Jahr 2019 seien bei LibreOffice 15.000 Code-Beiträge aufgenommen worden, bei OpenOffice waren es 595. Dazu kommt, dass LibreOffice eine aktive Community samt jährlichen Konferenzen habe und rund um das Projekt mittlerweile sogar Optionen für einen professionellen Support angeboten werden.

Starke Marke

Warum will man dann eigentliche den Namenswechsel? Einfach weil die Marke OpenOffice aus der Frühphase noch immer so einen starken Ruf hat, was die weitere Verbreitung von LibreOffice behindere, so die Argumente. Das führe wiederum dazu, dass viele Nutzer eine veraltete Office-Suite verwenden, der viele moderne Funktionen fehlen. Insofern sollte das OpenOffice-Projekt den Namen abtreten oder zumindest teilen. Und wenn man unbedingt den alten Versionszweig weiter warten wolle, könne man das gerne tun. (apo, 16.10.2020)