Roland und Malgorzata trafen einander bei "Europa spricht" 2019 in Brüssel, um über ihre unterschiedlichen Ansichten zu diskutieren.

Foto: Zsolt Wilhelm

Dass sich 2020 so entwickeln würde, hatte niemand kommen sehen. Einerseits waren wir einander so nahe wie noch nie. Ob in Helsinki, Paris, Warschau oder Wien: In allen Ländern erlebten die Bürgerinnen und Bürger fast zur gleichen Zeit, wie die Pandemie den Alltag veränderte. Fast jeder kennt heute jemanden, der das Coronavirus hatte, viele haben Angehörige und Freunde an die Krankheit verloren. Und doch hat uns diese Pandemie auch entfremdet. Die wichtigen, teilweise kontroversen Entscheidungen zur Corona-Bekämpfung fielen auf nationaler Ebene, nicht in Brüssel. Und wegen Reisebeschränkungen sind wir abgeschottet wie lange nicht mehr. Wann, wenn nicht jetzt, müsste Europa mit sich ins Gespräch kommen?

So machen Sie mit:

Deshalb lädt DER STANDARD gemeinsam mit Medienpartnern aus 15 Ländern zur zweiten Auflage von "Europa spricht" ein – einer Plattform, auf der sich politisch Andersdenkende aus ganz Europa zum virtuellen Vieraugengespräch treffen können. Von heute an finden Sie auf derStandard.at und in den europäischen Partnermedien wieder kleine Umfrageboxen. Darin stellen wir den Leserinnen und Lesern sieben möglichst kontroverse Ja-/Nein-Fragen, die derzeit hitzig debattiert werden: Sollte der Schutz der Gesundheit oberste Priorität haben, selbst wenn die Wirtschaft darunter leidet? Sollten europäische Innenstädte autofrei sein? Sollte jedes EU-Land Migranten aufnehmen müssen?

(Virtuelles) Treffen am 13. Dezember

Wenn Sie die sieben Fragen beantworten und sich anschließend anmelden, wird Sie der "Europa spricht"-Algorithmus mit einem anderen Europäer zusammenzubringen, der über diese Fragen ganz anders denkt. Im November stellen wir Ihnen dann Ihre Gesprächspartnerin oder Ihren Gesprächspartner vor. Sobald Sie beide dem Gespräch zugestimmt haben, können Sie per E-Mail Kontakt zueinander aufnehmen und sich für den 13. Dezember um 15 Uhr zu einem Videogespräch verabreden. Bei der Wahl der Plattform machen wir Ihnen gerne ein paar Vorschläge. Weil "Europa spricht" zeitgleich in vielen Ländern Europas stattfindet, kann es sein, dass Sie sich mit Ihrem Gegenüber auf Englisch verständigen müssen.

Wenn alles nach Plan läuft, werden sich Mitte Dezember einander bislang unbekannte Franzosen und Italienerinnen, Griechen und Slowakinnen, Deutsche und Schweden zum Zwiegespräch treffen. Viele werden vielleicht zum ersten Mal die Gelegenheit haben, nicht nur im eigenen Land, sondern auch über Grenzen hinweg über die Frage unserer Zeit zu debattieren: Wie wollen wir auf Dauer mit und in der Pandemie leben? Und wie könnte eine europäische Antwort auf diese Krise aussehen?

Grenzüberschreitende Debatten

"Europa spricht" basiert auf dem Projekt "My Country Talks", das vor drei Jahren von "Zeit Online" ins Leben gerufen wurde. Seither ist die internationale Plattform in dutzenden europäischen Ländern – darunter auch in Österreich, den Niederlanden, Italien und Großbritannien – zum Einsatz gekommen. Mehr als 100.000 Menschen weltweit haben mittlerweile ein politisches Eins-zu-eins-Gespräch geführt – zuletzt mehrere Hundert bei "Wien spricht".

Für "Europa spricht" haben wir bereits im vergangenen Jahr den Algorithmus so verändert, dass auch grenzüberschreitende Gespräche möglich sind. Mehr als 16.000 Menschen aus 33 Ländern meldeten sich 2019 an, um mit einer anderen Europäerin über striktere Grenzkontrollen, Klimaschutz oder Einwanderungspolitik in Europa zu debattieren. Tausende reisten damals zu ihrem Gesprächspartner oder ihrer Gesprächspartnerin, rund 500 trafen sich bei einer Auftaktveranstaltung in Brüssel. Die allermeisten Teilnehmer hingegen unterhielten sich schon damals per Videogespräch – was uns zuversichtlich stimmt, dass wir auch in Corona-Zeiten kontroverse und interessante Gespräche initiieren können.

Von Lettland bis Portugal

Damit die tausenden Gespräche in diesem Jahr möglich werden, kooperiert ein großes Netzwerk an europäischen Medien: DER STANDARD in Österreich, "Zeit Online" in Deutschland, "Politiken" in Dänemark, BTV Media Group in Bulgarien, France Médias Mondes in Frankreich, "Efimerida Ton Syntakton" in Griechenland, "La Repubblica" in Italien, "Delfi" in Lettland und Estland, lrt.lt in Litauen, "De Volkskrant" in den Niederlanden, "Gazeta Wyborcza" in Polen, "Expresso" in Portugal, "Republik" in der Schweiz, "Kapital" in der Slowakei, "Phoenix" in Deutschland, "Hot News" und "Calea Europeana" in Rumänien, "Daily Mirror" in Großbritannien. All diese Medien werden ihren Leserinnen und Lesern in den kommenden Wochen die gleichen sieben Fragen stellen in der Hoffnung, ihnen interessante Partner und Partnerinnen aus ganz Europa vermitteln zu können. Werden Sie Teil dieser Debatte und melden Sie sich an!