Wer sich schützen will, kann bei der Reanimation eine Maske tragen und auch den Mund der bewusstlosen Person bedecken.

Foto:Österreicher Rat für Wiederbelebung - ARC

70 Prozent aller plötzlichen Herzkreislaufstillstände passieren in der eigenen Wohnung, 17 Prozent in der Öffentlichkeit. Doch wie verhalten sich Ersthelfer richtig – vor allem in Zeiten von Corona? Expertinnen und Experten befürchten, dass aus Angst vor einer Coronavirus-Infektion Zeugen eines Herzstillstands häufiger die lebensrettende Herzdruckmassage unterlassen und stattdessen nur noch den Notruf wählen.

Im Schnitt dauert es allerdings nach Alarmierung der Rettung mindestens acht Minuten, bis der Rettungsdienst eintrifft. Das Gehirn erleidet aber bereits nach drei Minuten ohne Sauerstoff Schäden. Damit das nicht passiert, hat das Internationale Komitee für Wiederbelebung, das International Liaison Committee on Resuscitation (ILCOR), die bestehenden Leitlinien so angepasst, dass eine effektive Herzdruckmassage ohne signifikante Erhöhung des Infektionsrisikos möglich ist.

Neue Empfehlungen

Und auch der österreichische Rat für Wiederbelebung hat Maßnahmen zusammenstellt, wie Erste Hilfe in Zeiten der Pandemie geleistet werden kann: "Um sich selbst zu schützen, empfehlen wir natürlich, den eigenen Mund-Nasen-Schutz zu tragen und einen Ausatemschutz, etwa ein Tuch oder eine Maske, über den Mund und die Nase des Betroffenen zu legen", sagt Michael Baubin, leitender Oberarzt an der Innsbrucker Uni-Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin.

Die Prüfung, ob die Person atmet, wird nicht mehr durch Halten eines Ohres unmittelbar vor Mund und Nase des Patienten geprüft, sondern indem der Ersthelfer im Stehen schaut, ob sich der Brustkorb atemsynchron bewegt.

Weiters sollten Laien keine Mund-zu-Mund-Beatmung durchführen. Dafür sprechen sich Expertinnen und Experten im Übrigen schon seit vielen Jahren aus, auch schon vor Corona. Die Herzdruckmassage ist der wichtigste Teil der Wiederbelebung.

Die vier schritte der Laien-Reanimation: Prüfen, Rufen, Drücken, Schocken

Prüfen: Person laut ansprechen, um zu prüfen, ob es sich um einen Herzkreislaufstillstand handelt. Im Stehen schauen, ob die Person atmet.

Rufen: Bewegt sich der Brustkorb nicht auf und ab, Notruf wählen (144).

Drücken: Maske tragen, Tuch über den Mund des Betroffenen legen, auf Mund-zu-Mund-Beatmung verzichten und mit Herzdruckmassage beginnen. Rechts oder links neben die Person knien, den Handballen auf die Mitte des Brustbeines aufsetzen, zweite Hand auf den Handrücken der ersten platzieren, senkrecht über die Brust der Person beugen und mit gestreckten Armen das Brustbein fünf bis sechs Zentimeter in Richtung Wirbelsäule im Takt des Bee-Gees-Hits "Stayin' Alive" drücken. Herzdruckmassage durchführen, bis das Rettungsteam eintrifft.

Schocken: Sind zwei Helfer anwesend, kann einer der beiden einen Automatisierten Externen Defibrillator (AED) holen, während der andere die Herzdruckmassage ohne Unterbrechung fortsetzt. Den Anweisungen des Defibrillators folgen. (bere, 20.10.2020)