Zumindest in sportlichen Fragen sind sich die Minister Werner Kogler (Grüne) und Susanne Raab (ÖVP) einig.

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Sport bietet Erholung – auch dem zuständigen Minister. Der grüne Vizekanzler Werner Kogler wirkt recht gelöst, wenn er sich nicht ausschließlich der Krisenbewältigung widmen muss. Im Zentrum eines Gesprächs, das zehn Monate nach seiner Angelobung ein wenig wie eine Antrittspressekonferenz Koglers wirkte, mussten aber die Pandemie, ihre Folgen für den Breiten- und Spitzensport sowie deren Abmilderungen stehen.

Der Minister und Sturm-Graz-Fan verbucht es als Erfolg, dass im jüngst zur Diskussion gestellten Budget auch der Sport zu den Gewinnern zählt. Die Gesamtaufwendungen steigen von 139 auf 151 Millionen Euro. Enthalten ist da der sportliche Anteil am Fond für Non-Profit-Organisationen.

Mit den für heuer veranschlagten insgesamt 665 Millionen sieht Kogler den NPO-Fonds schon gut gerüstet. Für das erste Quartal 2021 liegen weitere 250 Millionen – zuzüglich zu übrigbleibenden Mitteln – bereit.

Unabhängig davon ist der Profi-Sport-Fonds mit zweimal 35 Millionen (für heuer und 2021) dotiert. In Absprache mit den Landessportreferenten ist laut Kogler ein Fördermodell für Profiligen erstellt worden, "wie es nicht viele in Europa gibt".

Unwägbarkeiten

Angesichts der steigenden Corona-Zahlen wird das Geld nicht lange liegen bleiben. Kogler entzog sich unter Verweis auf das Gesundheitsressort von Parteifreund Rudolf Anschober Spekulationen darüber, ob die gegenwärtig maximal zulässigen Zuseherzahlen – 3000 im Freien, 1500 in Hallen, jeweils nach Maßgabe eines Hygienekonzepts – halten können. Nicht einmal für unmittelbar bevorstehende Events wie Rapids Europa-League-Heimpartie am Donnerstag gegen Arsenal oder das Tennisturnier in der Wiener Stadthalle (ab 26. Oktober) sei da seriös zu antworten. Es gäbe Kräfte, die für baldige Reduzierung eintreten, "wir sind im europäischen Vergleich ja bei den Höheren dabei".

Frage der Wertschätzung

Auf sicherem Terrain bewegt sich Kogler, wenn er über Initiativen seines Ressorts referieren kann. Schlicht eine Frage der Wertschätzung sei es, sich darum zu bemühen, den Frauenanteil im Funktionärs- und Trainerwesen des Spitzensports zu erhöhen. In den kommenden vier Jahren sollen je 15 Absolventinnen sportlastiger Ausbildungen spezielle Weiterbildung in Leistungszentren finanziert werden. Bereits fixiert wurde eine Strukturförderung für Frauenligen im Ausmaß von gut einer Million Euro, die regelmäßig, also unabhängig von Notmaßnahmen, fließen soll. Nutznießer sind Ligen mit auch international tätigen Vereinen – Fußball, Eishockey, Handball auch in Hinblick auf die Heim-EM 2024 (Innsbruck), Basketball, Faustball, Hockey und Tischtennis.

Kogler lobte die Zusammenarbeit mit Ministerin Susanne Raab (ÖVP) in Fragen der Integration durch Sport. Projekte unter diesem Titel werden zu einem guten Teil aus dem Sportbudget finanziert. Im Bereich Sport für Menschen mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung ortet Kogler größere Probleme in der Breite als in der Spitze. Erfolge bei Paralympics und Special Olympics dürften nicht die Hürden vergessen lassen, die sich beim Zugang zum Sport aufbauen. Der Schlüssel liege auch da in den Schulen.

Der Erfolg der aufgezählten Initiativen und das Bemühen, Kinder und Jugendliche trotz der Pandemie in Bewegung zu bringen, liegen Werner Kogler wohl mehr am Herzen als die große Strukturreform. (Sigi Lützow, 16.10.2020)