Bangkok – In der thailändischen Hauptstadt Bangkok haben am Sonntag zehntausende Menschen den vierten Tag in Folge trotz eines Versammlungsverbots gegen die Regierung protestiert. "Nieder mit der Diktatur" riefen sie und "Reformiert die Monarchie". Ministerpräsident Prayut Chan-ocha, ein früherer Junta-Chef, dessen Rücktritt die Demonstranten fordern, zeigte sich besorgt und gesprächsbereit.

"Die Regierung will Gespräche führen, um gemeinsam einen Ausweg zu finden", sagte der Sprecher des Regierungschefs, Anucha Burapachaisri, der Nachrichtenagentur Reuters. Der Ministerpräsident habe Sorge, dass sich die Proteste ausweiten und Störer zur Gewalt anstiften könnten. Mit wem Prayut sprechen will, blieb offen.

Seit Monaten wird in Thailand gegen die Regierung protestiert.
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Umstrittene Wiederwahl

Seit drei Monaten protestieren immer wieder tausende Menschen gegen die Regierung und fordern den Rücktritt von Prayut, dem damaligen Chef der Militärjunta, die im Jahr 2014 die Macht übernahm. Prayut wurde im vergangenen Jahr als Ministerpräsident wiedergewählt, was in weiten Teilen der Bevölkerung aber umstritten ist. Inzwischen richtet sich die Kritik auch gegen die Monarchie – ein Tabu-Bruch. Etliche Demonstranten forderten eine Begrenzung der Macht von König Maha Vajiralongkorn. Majestätsbeleidigung wird in Thailand mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft.

Um die Proteste zu unterbinden, hat die Regierung unlängst Notmaßnahmen erlassen. So errichtet die Armee Kontrollpunkte, Versammlungen von fünf oder mehr Personen sind untersagt. Dutzende Demonstranten und auch ihrer Anführer wurden festgenommen. Die Sicherheitskräfte setzten wiederholt Wasserwerfer ein. Auch in mindestens 19 anderen Provinzen im Land gab es am Sonntag Protestkundgebungen. (APA/Reuters, 18.10.2020)