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Ein Youtuber namens "Defango" habe die Autorenschaft der Beiträge für sich beansprucht.

Foto: REUTERS

QAnon hat die Welt erobert. Der bizarre, rechtsextreme Verschwörungsmythos hat sich binnen weniger Jahre von einem Nischenphänomen im Internet zu einer "Bewegung" entwickelt, deren Anhänger mit einschlägigen T-Shirts, Flaggen und Transparenten auf rechten Demos – vor allem, aber nicht mehr ausschließlich – in den USA mitmarschieren. Dabei wird die Erzählung eines Kampfes zwischen Gut und Böse vermittelt – einer, in der Regierungen von einem "tiefen Staat" unterwandert wurden, der Kindermord und andere Missetaten unterstützt und vom US-Präsidenten Donald Trump rege bekämpft wird.

Quelle: 4Chan

Die "Financial Times" stellt nun in einem aktuellen Video die Frage, ob es sich bei QAnon nicht um ein Spiel handelt, das falsch gelaufen ist. Seine Ursprünge hat die Bewegung, die seit Jahren Fake-News im Netz streut, auf dem Message-Board 4Chan. Dort postete ein anonymer Nutzer, der sich selbst nur "Q" nannte (darum der Begriff "QAnon"), anno 2017 einen kryptischen Text: Die damalige US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton werde bald verhaftet. Das obskure Pamphlet hätte kaum Beachtung gefunden, doch 4chan-Moderatoren und Youtuber begannen, eine komplette Legende um diesen und die folgenden Texte zu stricken. Dabei behaupteten sie, der Autor habe die höchste nichtmilitärische US-Sicherheitsstufe "Q" und somit Zugang zu den nuklearen Geheimnissen des Landes – der "QAnon-Mythos" war geboren.

Ursprünge offen

Ein Youtuber namens "Defango" habe nun die Autorenschaft der Beiträge für sich beansprucht. Er habe Q als alternatives Reality-Spiel geschaffen, eigentlich vorwiegend als Witz. Seitdem habe allerdings ein Mann namens Thomas Schönberger die Kontrolle des "Spiels" an sich gerissen. So kursieren unter dem Namen "Cicada 3301" seit Jahren komplexe Rätsel einer unbekannten Organisation im Netz – verifizierte, PGP-unterzeichnete Puzzles gab es seit 2015 nicht mehr. Schönberger habe aber die Möglichkeit gefunden, schlaue Menschen zu radikalisieren, indem er rechtsextreme Inhalte von QAnon der Gruppierung zuschreibt und so User bewusst täuscht. (red, 19.10.2020)