Akrobatik trifft auf zeitgenössischen Tanz: Die Salzburger Kompanie Bodhi Project gastiert mit "Routes" beim Oktoberfestival Tirol.

Foto: Bernhard Müller

Viele Gewaltkonflikte mögen durch die globale Pandemie aus dem Blick der Weltöffentlichkeit geraten sein, gleichzeitig liegt auf der Hand, dass sich die Lage durch die Corona-Krise vielerorts eher verschärft als verbessert hat. Das Leitmotiv "Friede?" des diesjährigen Oster-, nunmehr Oktoberfestivals bedurfte folgerichtig keiner Anpassung, die Art der Umsetzung aber sehr wohl. Und zwar so oft, dass die künstlerische Leiterin Hannah Crepaz gar nicht mehr genau benennen kann, wie viele Neu- und Umplanungen notwendig waren, um jetzt doch noch einen Teil des Mehrspartenfestivals umzusetzen.

Als die Corona-Ampel vor wenigen Tagen auf Rot geschaltet wurde, stand noch einmal alles auf der Kippe, hinzu kam die Nachricht, Jordi Savall sei positiv auf Covid-19 getestet worden. Savall gehe es glücklicherweise gut, ein Ersatztermin für seinen am 27. Oktober geplanten Auftritt werde gesucht, informierte das Festival dieser Tage. Die Karten behalten ihre Gültigkeit.

Bleibt ein immer noch vielfältiges Programm aus Alter und Neuer Musik, Tanz, Performance, Lesungen und Gesprächen auf der Suche nach Strategien für ein friedliches Zusammenleben: Zu den langjährigen Weggefährten der Galerie St. Barbara und des Osterfestivals Tirol gehören neben Savall auch Markus Hinterhäuser, der heute, Dienstag, mit Galina Ustvolskayas Klaviersonaten eröffnen wird, und der Lautenist Hopkinson Smith, der mit der Mezzosopranistin Tanja Vogrin und Werken von Monteverdi und Frescobaldi ins Salzlager Hall kommt.

Grenzen der Schwerkraft

Am Horizont (... schon ganz woanders ...) heißt das von Ensemble Phace und Osterfestival Tirol beauftragte neue Werk von Johannes Maria Staud, die Uraufführung findet am 31. Oktober im Innsbrucker Haus der Musik statt. Dem 1975 in Innsbruck geborenen Komponisten Staud sind außerdem ein musikalisches Porträt und ein Gesprächssalon gewidmet, Neue Musik gibt es unter anderem auch von Lorenzo Troiani, Núria Giménez-Comas oder Toru Takemitsu. Reduziert werden musste diesmal auch die Sparte zeitgenössischer Tanz, an zwei Abenden (23. und 24. Oktober) ist mit Routes eine Choreografie des aus Barcelona stammenden Duos Guy Nader und Maria Campos zu sehen, die Salzburger Kompanie Bodhi Project demonstriert darin die Grenzen der Schwerkraft.

Der aus Syrien nach Österreich geflohene Autor Hamed Abboud und Franz Hammerbacher, der im Rahmen der UN-Friedensmission im Libanon tätig war, stellen außerdem literarische Texte zwischen Peace Seekers und Peace Keepers vor, Aleida Assmann und Max Czollek diskutieren die Möglichkeiten eines Wandels von einer immer stärker polarisierten zu einer funktionierenden pluralen Gesellschaft. (Ivona Jelčić, 20.10.2020)