Die Journalistin Luise (Marine Vacth) und Psychiater Gabriel (Olivier Gourmet) sind dem "Moloch" auf der Spur.

Foto: Calt Studio/Sofie Silbermann

Ein Mann, der mitten in der Stadt in Flammen aufgeht, ist erst der Anfang einer Serie von Feuertoten, die eine kleine französische Küstenstadt in Atem hält. Waren es Morde oder Selbstverbrennungen? Und was ist dran am Mythos von menschlichen Selbstentzündungen, die sich quasi per Fingerschnippen und durch die Kraft von Gedanken anordnen lassen?

Für die Journalistin Louise (Marine Vacth) trifft es sich gut, dass die Polizei nicht bloß vor einem Rätsel, sondern vor vielen Ungereimtheiten steht. Die Praktikantin der lokalen Zeitung Le Telegraphe ist beseelt vom Ehrgeiz, in der Redaktion Fuß zu fassen. Das beste Argument für eine Anstellung sind Exklusivgeschichten. Um an Informationen zu kommen, ist ihr jedes Mittel recht.

Und so lacht sie sich den Polizisten Tom (Arnaud Valois) an, der in die Ermittlungen involviert ist. Um mit ihm in einer Discothek in Kontakt zu kommen, bezahlt Louise jemanden, der als ihre Begleitperson fungiert, denn: Wer allein in eine Disco geht, kommt in den Geruch, eine Soziopathin zu sein.

Louise (Marine Vacth) lacht sie sich den Polizisten Tom (Arnaud Valois) an.
Foto: Calt Studio/Sofie Silbermann

Geheimnisvolle Charaktere

Die Szene ist zwar nicht wichtig für die Handlung, aber doch symptomatisch für den Charakter von Louise. Eine Einzelgängerin, die wenig dem Zufall überlässt – überzeugend verkörpert von Marine Vacth, die etwa in François Ozons Filmen Jung & Schön und in Der andere Liebhaber zu sehen war.

Über den Lebensgefährten des ersten Opfers kommt die Journalistin in Kontakt mit dem Psychiater Gabriel (Olivier Gourmet), der nicht nur den Toten behandelt hatte, sondern auch mit anderen Opfern in Verbindung stand. Gabriel führt einen Kampf mit seiner eigenen, verdrängten Geschichte, hat er doch seinen Sohn bei einem Brand verloren. Er war zwar dabei, kann sich aber an nichts erinnern. Und wie aus dem Nichts taucht ein mysteriöses Wort an Wänden der Stadt auf: Moloch. Eine biblische Bezeichnung für Riten, denen Kinder durch Feuer zum Opfer fielen. Wer oder was rächt sich hier?

Finsternis

Angesiedelt ist die düstere sechsteilige belgische-französische Serie Moloch in einer Stadt, die ebenso trist ist wie die Stimmung ihrer Bewohner. Sonne am Himmel oder gar Sonne im Herzen? Fehlanzeige! Gerade die Finsternis macht den Reiz von Moloch aus, dazu kommen noch ein stimmiges Schauspielerensemble und eindringliche Musik, die den Spannungsbogen gekonnt aufbaut. Die Serie stammt aus der Feder von Arnaud Malherbe, der selbst als Reporter tätig war. Etwas weniger Journalistenklischees hätten es auch getan, aber sonst: sehenswert!

Die ersten drei Teile sind am Donnerstag, 22. Oktober, ab 21.45 Uhr auf Arte zu sehen. In der Mediathek gibt es bereits alle sechs Episoden. (Oliver Mark, 20.10.2020)