Glatte und runzelige Hautbälle im OP-Style: Videoinstallation "Synthetic Seduction" von Marie Munk und Stine Deja.
Foto: Kunstdokumentation.com

Wien – Hier ist einiges anders: nicht nur, dass die seit 2014 in der Wiener Schleifmühlgasse beheimatete Galerie Unttld Contemporary nun zwei Häuser weiter in die ehemaligen Räume der Kerstin-Engholm-Galerie eingezogen ist. Sondern auch, dass sie nun einen neuen Namen trägt: Untitled Projects. Als Galerie mit Projektraumcharakter möchte sich das Team rund um die Galeristin Barbara Pretterhofer vom Konzept der klassischen Kunstgalerie verabschieden.

Diese Idee sei eine direkte Reaktion auf die aktuellen Entwicklungen der Kunstwelt. Das neue Konzept ermögliche es, andere Zugänge zu wählen und freier auszustellen. Denn anders als bei einer Galerie im traditionellen Sinne können jetzt neben den vertretenden Künstlern auch andere Positionen gezeigt werden. So können in Zukunft auch beispielsweise Musik oder Architektur eine Rolle im Ausstellungsprogramm spielen. Man möchte zu einem Ort für "verschiedene Kunstformen werden", heißt es seitens Untitled Projects.

Absurd-futuristisch: Die Solo-Arbeit "Cable-to-Cradle" von Marie Munk.
Foto: Kunstdokumentation.com

Vom Uterus bis zum Roboter

Die erste Ausstellung Duo Show, die nun in dieser neuen Erscheinungsform gezeigt wird, ist zwar der bildenden Kunst zuzuordnen, füllt aber die gesamten Räume mit eindrucksvollen Installationen der dänischen Künstlerinnen Marie Munk, die auch schon länger von der Galerie vertreten wird, und Stine Deja.

In Munks absurd-futuristischer Solo-Arbeit Cable-to-Cradle, die auch von der Straße aus zu sehen ist, wiegen acht künstliche Uteri ihr Inneres in den Schlaf. Von einem großen Ganzen versorgt, sind sie alle mit fleischigen Nabelschnüren verbunden, die sogar an den Wänden wuchern. In Synthetic Seduction haben Munk und Deja hinter blauen Krankenhausvorhängen digital-glatte und analog-runzelige Hautbälle zu drei Videoskulpturen aufgetürmt. Und daneben singt ein animierter Roboter-Mensch in einer Videoarbeit von Deja immer und immer wieder I Want To Know What Love Is. Endlich einmal erfrischende Neuigkeiten! (Katharina Rustler, 20.10.2020)