Over and out.

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Die Geschichte, die am Montag in hebräischsprachigen Zeitungen kursierte, klang fast zu haarsträubend, um tatsächlich wahr zu sein. Dennoch wurde ihre zentrale Aussage dem STANDARD von Willi Ruttensteiner, dem Nationalteamtrainer und Sportdirektor des israelischen Fußballverbandes (Ifa), bestätigt.

Markus Rogan (38), von der Ifa nicht zuletzt auf Ruttensteiners Betreiben seit März 2019 als Mentalbetreuer der Nationalmannschaft beschäftigt, entzog sich nach einem positiven Test auf Covid-19 offenbar der von den Gesundheitsbehörden angeordneten zweiwöchigen Quarantäne und flog vor einer Woche von Tel Aviv via Deutschland zu seiner Familie nach Los Angeles – jeweils mit Linienmaschinen.

Zusammenarbeit beendet

Ruttensteiner, einst Sportdirektor im österreichischen Fußballverband und seit Sommer 2018 in Israel beschäftigt, konnte seine Erschütterung über Rogans Aktion ("Ein schrecklicher Fehler") nicht verbergen, verwies aber bezüglich der Konsequenzen auf "interne Beratungen". Seitens der Ifa hieß es allerdings bereits, dass die Kooperation mit Rogan beendet sei.

Stimmen die kolportierten Einzelheiten, ist das noch die mildeste Konsequenz, die der ehemalige Schwimmstar zu gewärtigen hat. Schließlich soll Rogan am Flughafen Ben Gurion seine Ausreise durch die Vorlage eines älteren, negativen Testergebnisses erreicht, die Behörden also getäuscht haben.

Nach einem Bericht der "Times of Israel" seien Rogan und ein Teamfußballer nach dem 1:2 der Israeli im Nations-League-Spiel gegen Tschechien am 11. Oktober in Haifa getestet worden. Der Österreicher habe Krankheitssymptome gezeigt. Das positive Ergebnis ereilte ihn am folgenden Tag im Teamhotel in Caesarea. Die Gesundheitsbehörden ordneten eine Quarantäne an, gaben aber der Bitte Rogans statt, die folgenden zwei Wochen bei in Israel lebenden Verwandten zu verbringen. Am Dienstag sollte eine spezielle Ambulanz Rogan aus dem Hotel abholen und zur Verwandtschaft bringen, fand ihn aber nicht vor.

Diese Kunde erreichte Ruttensteiner, während er mit dem Nationalteam auf seinen Abflug zum Nations-League-Spiel in der Slowakei wartete, das Israel am vergangenen Mittwoch ohne Rogans Mithilfe mit 3:2 gewann.

Rogan soll noch in der Nacht auf Dienstag seine Pläne geändert haben und abgereist sein. Weder Ruttensteiner noch der israelische Verband konnten Kontakt aufnehmen, auch DER STANDARD scheiterte.

Die Ifa informierte die israelischen Gesundheitsbehörden und internationale Stellen über Rogans Abreise, konnten aber seinen Flug in die USA via Deutschland offenbar nicht mehr verhindern. Ifa-Präsident Oren Hasson habe Ruttensteiner umgehend darüber informiert, dass die Zusammenarbeit mit Rogan beendet sei. Von einem nicht gutzumachenden Imageschaden für Israels Fußball war die Rede. Die Ifa soll rechtliche Schritte erwägen.

34 Medaillen

Markus Rogan war mit 34 Medaillen bei Großevents der erfolgreichste Schwimmer Österreichs. Der zweimalige Silbermedaillengewinner der Olympischen Spiele 2004 ließ sich nach der Karriere in Los Angeles nieder, wo er schon studiert hatte und als Schwimmer groß geworden war. Er ist verheiratet, hat zwei Söhne (vier und zwei Jahre alt), betreibt eine Praxis als Psychotherapeut. Bei Olympia 2016 in Rio de Janeiro war er Mentaltrainer der brasilianischen Schwimmer. (lü, hac, luza, 19.10.2020)