Die Universitäten könnten im kommenden Jahr Teile ihres Budgets wieder ans Bildungsministerium zurücküberweisen müssen. Für die Jahre 2019 bis 2021 haben die Unis ja ein sattes Budgetplus bekommen. Für das zusätzliche Geld müssen die Hochschulen allerdings die Zahl der prüfungsaktiven Studien steigern. Wer die Ziele nicht erreicht, muss das Geld zurückgeben. Bei einigen Universitäten wird das im kommenden Jahr der Fall sein. Sie wollen jetzt nachverhandeln, was eine Sprecherin von Bildungsminister Heinz Faßmann in einer Stellungnahme für den STANDARD ausschließt. Ein Drittel der möglichen Rückzahlungen wurde bereits erlassen, weitere Reduktionen gebe es nicht.

Sieben Prozent weniger Studienanfänger bedeutet, dass nicht genug Prüfungen absolviert werden.
Foto: Christian Fischer

Die Herausforderung für die Universitäten ist aktuell nicht nur die Covid-19-Pandemie, sondern vor allem sinkende Studierendenzahlen. Sieben Prozent weniger Studienanfänger gab es im vergangenen Jahr an den Universitäten: weniger Studierende sollen also mehr Prüfungen machen.

Die Universität Graz wird eine Steigerung von 18.600 auf 19.300 prüfungsaktive Studien deshalb wohl nicht schaffen. "Wir werden die Zielzahlen des Ministeriums nicht erreichen können, da sie aus unserer Sicht zu hoch angesetzt waren", schreibt der Sprecher der Universität in einer Stellungnahme. Aufgrund der außergewöhnlichen Rahmenbedingungen, auch durch Mehrkosten aufgrund des Coronavirus, sei die Uni "natürlich der Meinung", dass es heuer eine Ausnahme für die Rückzahlungen geben sollte.

Herausforderungen durch Covid-19

Mit einer Rückzahlung von 1,5 Millionen Euro rechnet Rektor Henrik Lehnert von der Universität Salzburg. Ursprünglich habe er sogar mit fünf Millionen gerechnet, die Prüfungsaktivität habe dann aber doch massiv gesteigert werden können. Endgültige Zahlen liegen noch nicht vor.

Auch die Universität Innsbruck wird das Ziel trotz einer Steigerung der prüfungsaktiven Studien aller Voraussicht nach nicht erreichen. Die Hochschule verhandelt gerade mit dem Ministerium darüber, wie die "besondere Situation" bei den drohenden Rückzahlungen berücksichtigt werden kann, schreibt eine Sprecherin.

Edeltraud Hanappi-Egger, Rektorin der Wirtschaftsuniversität Wien, spricht von "großen Herausforderungen" durch Corona. "Wir hatten zusätzliche Kosten, etwa durch den Kauf neuer IT-Lizenzen sowie verminderte Erlöse." Das Ministerium solle "universitätsspezifische Besonderheiten" berücksichtigen, schließlich würden "versprochene Rahmenbedingungen fehlen". Damit deutet die Rektorin wohl die schlechten Betreuungsverhältnisse an ihrer Hochschule an. Die prüfungsaktiven Studien zu steigern ist schwieriger, wenn ein Professor 80 und nicht 20 Studierende betreuen muss.

Keine Änderungen am aktuellen System wollen wenig überraschend die Medizinischen Universitäten. Ihre Prüfungsaktivität ist – auch aufgrund der Zugangsbeschränkungen – seit jeher hoch.

Diskussion um zurückgezahltes Geld

Umso schwieriger ist es für die Universitätenkonferenz (Uniko) – die Plattform aller Universitäten –, eine gemeinsame Linie zu finden. Präsidentin Sabine Seidler, Rektorin der Technischen Universität Wien, sagt auf die Frage, ob Teile des Uni-Budgets auch weiterhin an prüfungsaktive Studien gebunden sein sollen: "Dazu gibt es unterschiedliche Sichtweisen." Eine Arbeitsgruppe von Uniko und Wissenschaftsministerium würde an einer Weiterentwicklung arbeiten.

Aktuell diskutiert die Uniko mit dem Ministerium darüber, was genau mit dem Geld passiert, das die Universitäten zurückzahlen. Laut Gesetz müssen die Mittel wieder an die Universitäten zurückfließen. Die Frage ist, wer dann wiederum wie viel vom Kuchen bekommt. "Die einbehaltenen Mittel bleiben den Universitäten erhalten – sie werden einfach wieder nach quantitativen und qualitativen Kriterien verteilt", heißt es aus dem Ministerium.

Nicht sinnvoll sei es jedenfalls, das Finanzierungsmodell gleich wieder völlig umzubauen. "Die Umstellung zur neuen Universitätsfinanzierung ist noch nicht allzu lange her, eine derart umfangreiche Systemumstellung muss sich auch erst einspielen." Eine Feinabstimmung des Universitätsfinanzierungsmodells in einzelnen Bereichen sei aber geplant. (Lisa Kogelnik, 20.10.2020)