Mag. Niamh Leinwather
Freshfields Bruckhaus Deringer

Niamh, Sie sind erfolgreiche Anwältin und Mutter, wie haben Sie Ihre Karriere in einer Großkanzlei wie Freshfields geplant und lässt sich damit der Wunsch nach Familie vereinbaren?

Niamh: Ich habe in Irland Jus studiert und danach in Österreich die Nostrifikation abgeschlossen. Nach dem Gerichtsjahr stand fest, dass ich Anwältin in einer internationalen Kanzlei werden wollte, einen konkreten Plan hatte ich aber nicht. 2010 begann ich im Bereich Konfliktlösung und internationaler Schiedsgerichtsbarkeit bei Freshfields als Rechtsanwaltsanwärterin und habe die übliche Laufbahn verfolgt, d.h. Rechtsanwaltsprüfung und Eintragung als selbständige Rechtsanwältin.

Als ich 2014 mit meinem ersten Kind schwanger wurde, stellte sich natürlich die Frage wie es danach weitergeht. Nach einem Jahr in Karenz bin ich in Teilzeit wieder eingestiegen und bin beeindruckt wie gut es funktioniert. Kurz nach meiner Rückkehr wurde ich zur Principal Associate befördert. Das hat mir gezeigt, dass Karriere und Familie kein Widerspruch sind. Nun steht die dritte Karenz vor der Tür, aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen bin ich überzeugt, dass die dritte Karenz und auch der Wiedereinstieg danach gut klappen werden.

"Ich freue mich darauf, nach meiner Babypause wieder als Rechtsanwältin tätig zu sein und bin optimistisch, dass Familie und Karriere gut vereinbar sind. Wichtig sind das eigene Zeitmanagement und eine Kanzleistruktur, die flexibles Arbeiten ermöglicht. Ich bin überzeugt, dass ich dafür in der richtigen Kanzlei bin." Mag. Kathrin Wildmoser-Zeller, Rechtsanwältin

War die Umsetzung der Teilzeit Arbeit bei Freshfields einfach? Welche Umstellungen brachte es beruflich und privat mit sich?

Niamh: Bei Freshfields gibt es generell ein "Smart & Flexible" Arbeitsmodell das u. a. "Freshfields & Family" Regelungen beinhaltet. Dabei gibt es keine strengen Vorgaben, sondern es wird Wert auf eine individuelle und flexible Gestaltung gelegt. Schließlich haben jeder Mensch und jede Familie andere Bedürfnisse. Für mich war die größte Herausforderung das Zeitmanagement. Man muss lernen noch effizienter zu arbeiten, klare Deadlines setzen und Erwartungen managen, sowohl die der Mandanten als auch der Familie.

Haben Sie durch karenzbedingte Abwesenheiten und dadurch, dass Sie weniger Zeit in der Kanzlei verbringen, manchmal das Gefühl, dass Sie bei wichtigen Entscheidungen außen vor sind?

Niamh: Überhaupt nicht. Es herrscht bei Freshfields ein sehr stark ausgeprägter Teamgeist, der uns aus meiner Sicht einzigartig macht. Während meiner Karenzzeiten hatte ich weiterhin Kontakt zum Team und wurde so auf dem Laufenden gehalten und in wichtige Entscheidungen eingebunden.

Hatten Sie während Ihrer Tätigkeit bei Freshfields schon einmal das Gefühl, dass Sie sich für Karriere oder Familie entscheiden mussten?

Niamh: Als Mutter zweifelt man oft an sich und daran ob man die richtige Entscheidung vor allem für die Familie getroffen hat. Bei meinem ersten Kind konnte ich mir schwervorstellen, mein Kind betreuen zu lassen und wieder arbeiten zu gehen. Mir war aber gleichzeitig auch wichtig, meine Tätigkeit als Anwältin wiederaufzunehmen. Freshfields hat mir einen sanften Wiedereinstieg ermöglicht und mich mit dem Teilzeitmodell und Flexi-Working unterstützt.

"So herausfordernd eine Kombination aus Karriere und Familie auch ist, so abwechslungsreich und bereichernd ist sie auch. Ich empfinde es als Privileg unserer Generation, dass uns die unterschiedlichsten Möglichkeiten und Kombinationen davon offenstehen." Dr. Dora Rendessy, Principial Associate

Bekommt man aufgrund der geringeren Stundenanzahl schon mal die weniger spektakulären Mandate?

Niamh: Ganz und gar nicht. Seit meiner Rückkehr konnte ich mehrere wichtige Mandate als Lead Associate führen und bei großen virtuellen Schiedsverhandlungen mitwirken.

Stichwort virtuell: Seit März hat sich durch die COVID 19 Pandemie viel verändert. Wie haben Sie als berufstätige Mutter zweier Kinder- ein weiteres unterwegs, diese Veränderungen erlebt und wie haben Sie die Kinderbetreuung während dem Lockdown gemanaget?

Niamh: Ich glaube, diese Zeit war bzw. ist für alle sehr herausfordernd. Bereits vor dem Lockdown habe ich regelmäßig remote gearbeitet, daher war zwar die Umstellung auf Home-Office nicht ganz so groß, Kinderbetreuung und Mandatsarbeit zugleich war dennoch nicht einfach. Freshfields war dabei eine große Stütze und hat insbesondere in dieser Zeit den Eltern ermöglicht, je nach Bedarf die Arbeitszeiten anzupassen und sich auch eine Auszeit zu nehmen.