Das Corona-Virus beschleunigte so manchen Trend in der Welt der Einzelhandelsimmobilien.

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Wien – Der Online-Handel macht dem stationären Handel seit Jahren zu schaffen, aber zumindest für die Makler von Einzelhandelsimmobilien war im ersten Quartal die Welt noch in Ordnung: "Positive Stimmung, viele Expansionsbestrebungen, auch im Segment der Luxusgüter", erinnert sich Mario Schwaiger von EHL Immobilien an den Jahresbeginn zurück.

Dann kam Corona

Im März war dann aber Schluss: Corona machte Expansionsgelüste zunichte. Nicht nur das, es folgten auch einige Insolvenzen wie etwa von Dressmann, Colloseum, Vapiano, Maredo.

Mittlerweile kann man sehr genau in Corona-Verlierer und Corona-Gewinner unterteilen, zu Letzteren gehören etwa der Sportartikelhandel, Baumärkte, Nahversorger und das Segment Möbel/Einrichtung. Zu den Verlierern zählt Schwaiger die Segmente Mode, Schuhe und Elektro, wegen des starken Rückgang des Tourismus auch die Gastronomie. Hier sinkt die Flächenproduktivität, der Leerstand nimmt zu, während der Onlinehandel Umsatzrekorde bricht.

Flächen für neue Konzepte verfügbar

Doch weil ja bekanntlich jede Krise auch eine Chance ist, sieht Schwaiger auch Gutes: Freiwerdende Flächen in Shoppingcentern und Einkaufsstraßen würden Platz für neue Konzepte bieten; insbesondere nach kleineren Mieteinheiten mit kürzeren Mietvertrags-Laufzeiten verzeichne man eine gesteigerte Nachfrage, oft werden aber auch temporäre Leerstände mit Pop-up-Stores überbrückt.

Vor allem gastronomische Konzepte seien mittlerweile wieder auf dem Vormarsch, so Schwaiger. Die Burgerkette Five Guys etwa mietete innerhalb kurzer Zeit zwei Standorte in Wien an, einen am Graben, einen in der Millennium City. Auch Zusteller, die Speisen vorbereiten, würden zentrale Lagen suchen, um das Liefergebiet gut abzudecken. Und Fitnesscenter wollen wie Nahversorger auftreten und ihre Trainingseinheiten auf 100 bis 150 Quadratmetern möglichst "gleich ums Eck" anbieten.

Deutsche Investoren dick da

Was die Immo-Investments betrifft, wird es heuer definitiv keinen neuen Rekord geben. Nach fast sechs Milliarden Euro 2019 werde man 2020 "mit Mühe" die vier Milliarden erreichen, sagte EHL-Investment-Experte Markus Mendel. "Die Investoren von weiter weg fehlen", also etwa aus dem anglo-amerikanischen oder asiatischen Raum.

Dafür schlagen die Deutschen zu: Im dritten Quartal lag ihr Anteil bei 60 Prozent des Volumens, in den Quartalen 1 bis 3 bei 48 Prozent (Österreich: 38 Prozent, Schweiz: 13 Prozent). Die Nachfrage nach Wohnen, Logistik und Top-Büroobjekte sei sehr hoch, Hotels und Einzelhandelsimmobilien sind derzeit Ladenhüter. (mapu, 20.10.2020)