Referierte am Montag über die Generation Z: Martin Radjaby-Rasset.

Foto: Erste Bank

Wien – Martin Radjaby-Rasset (44) sucht den richtigen Weg: "The right thing to do?" nannte der strategische Marketingchef der Erste Group seine Präsentation zur jüngsten ORF-Strategiesitzung mit ORF-Chef Alexander Wrabetz und Stiftungsräten.

Wrabetz arbeitet gerade an einem ORF-Strategiekonzept bis 2025. Es soll nach seinen Vorstellungen auch Weichen für die Bestellung des ORF-Generals und der ORF-Direktoren im Sommer 2021 stellen. In bisher drei Strategiesitzungen stimmt er sich mit Stiftungsräten ab. Sie bestellen 2021 die nächste ORF-Führung mit einfacher Mehrheit. ÖVP-nahe Räte haben diese Mehrheit im obersten ORF-Gremium.

Generation AmbivalenZ

Radjaby-Rasset referierte am Montag über die sogenannte Generation Z und wie sie zu erreichen ist. Das Richtige, the right thing, ist bei diesen jungen Menschen besonders schwierig. Sie bewegen sich locker zwischen vermeintlichen Widersprüchen, demonstrieren am Freitag für den Klimaschutz und fliegen am Samstag für ein paar Stunden auf einen Städtetrip. Zum ORF und seinen Inhalten sind sie womöglich nur über Social Media zu holen.

Radjaby gilt als ein Hoffnungsträger der kleineren Regierungspartei Grüne für das künftige ORF-Management. Er hat beim ORF-Popradio Ö3 begonnen, das Programm verantwortet und Aktionen wie "Wundertüte" und "Team Österreich" miterfunden. Er wechselte zu den Grünen und entwickelte Wahlkampagnen, zuletzt jene für Alexander Van der Bellen bei der Bundespräsidentenwahl 2016. Da führte er längst die Kreativagentur Jung von Matt / Donau. 2017 wechselte Radjaby als Leiter des strategischen Marketings zur Erste Group. Auf den "Traumjob" bei der Erste Bank verweist er stets bei Spekulationen über einen Wechsel in den ORF.

Hoffnung kann der zweite Gast in der Strategiesitzung in den Sommer 2021 tragen: Robert Ziegler (53), Chefredakteur des ORF Niederösterreich, dürfte gute Chancen auf die Nachfolge von ORF-Landesdirektor Norbert Gollinger (64) haben, so der Job in St. Pölten nicht doch für Funktionsträger vom Küniglberg gebraucht wird. Ziegler referierte über Regionales als Stärke des ORF. Das Landesstudio hat inzwischen eine Mitarbeiterin für Social Media.

ORF-Besetzungschats

Wie Regierungsparteien mit ORF-Besetzungen umgehen oder das versuchen, zeigen im Gefolge von Ibiza auftauchende Chatnachrichten, jüngst eine von Stiftungsratschef Norbert Steger aus dem Mai 2019. Steger schrieb von einem mit dem GD (Wrabetz) ausgemachten neuen Chefredakteur für ORF.at auf ÖVP-Wunsch. Und der Vorsitzende des – laut Gesetz unabhängigen – Stiftungsrats fragte damalige FPÖ-Minister wie Heinz-Christian Strache und Norbert Hofer, wie mit einer weiteren FP-Besetzungsliste für ORF.at umzugehen sei.

Zu besetzen gibt es viel im ORF: Bis 2025 wird rund ein Viertel der rund 3200 Beschäftigten in Pension gehen. Kaum 100 der ORF-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter sind heute jünger als 30 Jahre. (fid, 20.10.2020)