Für große Teile des städtischen Publikums und auch für viele Medien fristet die Lehre ein Randdasein: Alle wissen, dass es sie gibt, beschäftigen tun sich allerdings nur wenige damit. Vielen ist nicht bewusst, dass die meisten 17-Jährigen aktuell kein Gymnasium und keine berufsbildende Schule, sondern eine Berufsschule besuchen und die Lehre machen. In den bildungspolitischen Debatten, der Frage nach der Vererbung von Bildung und nach den Schulerfolgen von Migranten, spielt die Berufsschule dennoch keine Rolle.

Auszubildende in der Lehrlingsausbildungswerkstatt der Wiener Linien.
Foto: Heribert Corn

Das ist ein Fehler. Denn gerade in den Berufsschulen entscheidet sich, ob 15-, 16- und 17-Jährige noch eine Ausbildung absolvieren und gute Karten am Arbeitsmarkt haben oder eben nicht. Aktuelle Zahlen der Wirtschaftskammer zeichnen in diesem Zusammenhang nun ein recht düsteres Bild.

Die Zahl der Lehranfänger ist um 2900 oder gut neun Prozent zurückgegangen. Nun gehört genau analysiert, wo diese Menschen sind. Sollten viele ganz aus dem Bildungssystem herauszufallen drohen, gehört gegengesteuert.

Die Regierung hat zwar die Förderung für Betriebe erhöht, die Lehrlinge einstellen. Aber das reicht nicht. Das pädagogische Konzept der Berufsschulen gehört erneuert. Es braucht Kampagnen für neue Lehrberufe und gezielte Förderungen für gute Ausbildungsplätze. Lehrlinge brauchen außerdem mehr Freizeit, 30 Tage Urlaub sind für einen 16-Jährigen zu wenig. (András Szigetvari, 21.10.2020)