Die Wut der zumeist jungen Demonstranten richtet sich gegen die Regierung.

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Lagos – Sicherheitskräfte in Nigeria haben bei ihrem Vorgehen gegen regierungskritische Proteste nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten erneut mehrere Menschen getötet. An einem Versammlungspunkt der Demonstranten in der Wirtschaftsmetropole Lagos seien am Dienstag mehrere Menschen von den Sicherheitskräften getötet worden, sagte ein Sprecher der Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Amnesty versuchte den Angaben zufolge noch die Zahl der Todesopfer herauszufinden.

Augenzeugen berichteten, dass Schüsse auf die Menge von mehr als tausend friedlichen Demonstranten in Lagos abgefeuert worden seien. Wegen der Proteste hatten die Behörden zuvor Ausgangsbeschränkungen verhängt.

Einer der Demonstranten sagte, er helfe dabei, Verletzte mit seinem Wagen in die Krankenhäuser zu bringen. Einer sei von ihnen in den Rücken geschossen worden, ein anderer in den Bauch. In den vergangenen Wochen waren bei den Protesten bereits mindestens 18 Menschen getötet worden.

Plünderungen in Kano

Auch in der Hauptstadt Abuja sowie in der nordnigerianischen Stadt Kano gingen die Sicherheitskräfte am Dienstag gewaltsam gegen Demonstranten vor. In Kano beteiligten sich hunderte Menschen an Ausschreitungen, wie ein AFP-Reporter berichtete. Dabei wurden Fahrzeuge in Brand gesetzt und Geschäfte geplündert. In Lagos wurde nach Angaben von Augenzeugen eine Polizeiwache in Brand gesetzt. Auch in Benin-Stadt im Süden des Landes wurden zwei Polizeieinrichtungen angegriffen.

Die Demonstrationen hatten sich ursprünglich gegen eine Sondereinheit der Polizei gerichtet. Ihr werden Erpressung, Folter, willkürliche Festnahmen und sogar Mord vorgeworfen. Obwohl die Regierung vor mehr als einer Woche die Auflösung der Einheit bekanntgegeben hatte, gingen die Proteste weiter.

Die Wut der zumeist jungen Demonstranten richtet sich auch gegen die Regierung. Sie fordern soziale Reformen, mehr Arbeitsplätze und höhere Löhne. In Nigeria ist die Jugendarbeitslosigkeit massiv, viele Menschen leben in extremer Armut. (APA, 21.10.2020)