Im Rahmen des Citizen-Science-Projektes StadtWildTiere sind interessierte Laien aufgerufen, Sichtungen von Wildtieren zu melden und damit zum Wissen über deren Verbreitung in der Stadt maßgeblich beizutragen. Durch eine große Menge an Mitwirkenden können viel mehr Daten gewonnen werden als durch Wissenschafter allein. Außerdem sind viele Flächen, wie Gärten oder Industrieanlagen, nicht öffentlich zugänglich und daher nur für Besitzer oder Anrainer überhaupt einsehbar.

Neben dem Schließen von Wissenslücken über die jeweiligen Tierarten sollen damit auch die Grundlagen für deren Schutz bzw. die Förderung verbessert werden. Und nicht zuletzt ermöglicht das Projekt der Stadtbevölkerung, sich aktiv mit der Natur um sie herum zu beschäftigen, wodurch auch die Sensibilisierung für deren Wert steigen sollte.

Das Projekt gibt es neben Wien auch in Berlin und mehreren Schweizer Städten (Bern, Chur, Luzern, St. Gallen, Winterthur und Zürich). Weitere Städte sollen folgen. Träger sind die Vetmed-Uni und die Vogelwarte.

Der Stadtbewohner Rotfuchs lebt in Familiengruppen

Die Stadt bietet dem Allesfresser Fuchs Rückzugsmöglichkeiten aller Art.
Foto: Imago / blickwinkel / A. von Dueren

Füchse sind sehr anpassungsfähig und kommen auch in menschlichen Siedlungsgebieten ausgezeichnet zurecht. Als Allesfresser finden sie hier viel Nahrung: Essensreste in Komposthaufen und Mülltonnen, die dazugehörigen Mäuse und Ratten, sowie Vögel und Früchte. Und tagsüber bieten ihnen Gärten, Parks und Friedhöfe ausreichend Versteckmöglichkeiten. Zudem trachtet ihnen in der Stadt kaum jemand nach dem Leben.

Die drei bis sechs Jungen, die gewöhnlich im März/April blind und taub zur Welt kommen, werden in freier Natur in einem Bau großgezogen. In der Stadt genügt aber im Notfall auch ein trockengefallenes Wasserrohr. In urbanen Gebieten leben die Füchse häufig in Familiengruppen zusammen, die aus den Eltern, den Vorjahrsjungen und den neuen Welpen bestehen.

Im Rahmen des Projekts StadtWildTiere meldeten die Wienerinnen und Wiener seit 2015 rund 2000 Fuchssichtungen, und zwar aus allen Bezirken und zu jeder Tages- bzw. Nachtzeit. Die meisten Meldungen in Relation zur Fläche gibt es aus dem neunten Bezirk.

Milde Winter sind gut für Wildschweine

Seit den 1980er-Jahren nimmt die Wildschweinpopulation zu. Die Tiere fühlen sich auch in Metropolen sichtlich wohl.
Foto: Imago / Martin Wagner

Wildschweine sind Allesfresser, ernähren sich aber bevorzugt pflanzlich: unter anderem von Bucheckern, Eicheln, Getreide und Mais. Daneben fressen sie auch Wirbellose und Aas. Die Weibchen leben in Familiengruppen aus Mutter, Töchtern und Jungen zusammen, während die Männchen robuste Einzelgänger sind.

Klassischerweise kommen im Frühjahr durchschnittlich sechs Junge zur Welt, bei günstigen Bedingungen kann es aber auch öfter im Jahr Nachwuchs geben. Seit den 1980er-Jahren nimmt die Wildschweinpopulation in Europa beständig zu. Wie Wissenschafter der Vetmed-Uni Wien herausgefunden haben, liegt das unter anderem an den zunehmend milden Wintern: Die Tiere sparen dabei Energie, die sie dann in die Fortpflanzung investieren. Gleichzeitig überleben viel mehr Frischlinge.

Während Deutschlands Hauptstadt Berlin seit Jahren von einer Wildschweinplage geradezu heimgesucht wird, kommen Wildschweine in Wien eher am westlichen Stadtrand vor, und auch das von Jahr zu Jahr unterschiedlich häufig.

Der Turmfalke hat in der Innenstadt weniger Bruterfolg

Je näher der Nistplatz an der Innenstadt liegt, desto weniger Nährwert findet der Turmfalke vor.
Foto: Imago / imagebroker

Turmfalken bauen keine eigenen Nester, sondern legen ihre Eier in alte Krähennester oder Gebäudenischen. Ihre bevorzugte Beute sind Wühlmäuse. Mindestens seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gibt es Berichte über Turmfalkenvorkommen in Städten. Besonders häufig ist die Art in Wien mit über 500 Brutpaaren. Die Vögel brüten hier bevorzugt an Gebäuden: Fast die Hälfte der Turmfalken nutzt offene Dachbodenluken für die Jungenaufzucht.

Das Stadtleben hat allerdings seinen Preis: Im Zuge des seit 2010 laufenden Turmfalkenprojekts Wien der Universität Wien und des Naturhistorischen Museums Wien stellte sich heraus, dass der Bruterfolg desto niedriger ist, je näher zum Stadtzentrum das Nest liegt. Gleichzeitig erbeuten die Falken zur Innenstadt hin auch mehr Vögel als Wühlmäuse, und die haben einen geringeren Nährwert. Tauben sind da übrigens nicht dabei – sie sind ihnen zu groß.

Das Projekt sammelt Brutplatzbeobachtungen unter turmfalkeninfo@gmx.at, unter +43 664 5666045 oder über die Facebook-Seite.

Feldhamster werden zu Stadtbewohnern

Pflanzen sich rasch und mit viel Erfolg fort, leben aber nicht sehr lange: die Feldhamster.
Foto: Imago / imagebroker

Feldhamster können bis zu ein halbes Kilo schwer werden. Bei Bedrohung richten sie sich auf und fauchen laut. Durch mangelnde Nahrung und Versteckmöglichkeiten auf modern bewirtschafteten Äckern und Feldern sind sie in Österreichs allerdings stark gefährdet. In der Folge weichen sie zunehmend in menschliche Siedlungen aus. In Wien kommt die Art in mindestens sieben der 23 Bezirke vor.

Den Winter verbringen die Hamster im Winterschlaf unter der Erde. Wie Untersuchungen von Forscherinnen der Universität Wien zeigen konnten, schlafen die Weibchen dabei deutlich kürzer als die Männchen. Sie sind länger mit der Jungenaufzucht beschäftigt und können daher nicht so große Fettreserven anlegen. Stattdessen fressen sie während des Winters immer wieder von ihren Vorräten, von denen sie bis zu zwei Kilo brauchen.

Hamster sind extrem fruchtbar: Pro Saison kann ein Weibchen bis zu drei Würfe mit durchschnittlich fünf Jungen zur Welt bringen. Allerdings werden sie nicht alt: in freier Wildbahn höchstens zwei und selbst in Gefangenschaft maximal drei Jahre.

Der Hausspatz hat ein Problem

Der Hausspatz ist in Wien mit immerhin 28.000 Brutpaaren vertreten.
Foto: APA / Tiergarten Schoenbrunn / Heinrich Forberger

Ursprünglich ein Steppenbewohner schloss sich der Haussperling oder Hausspatz wahrscheinlich schon vor etwa 10.000 Jahren an den Menschen an. Heute bewohnt er selbst Großstädte bis ins dichtbebaute Zentrum. Die Tiere sind praktisch immer in größeren Trupps unterwegs. Sie nisten auch in Kolonien und nutzen gemeinsame Schlafplätze in größerer Höhe, wie zum Beispiel in Kletterpflanzen.

Die Erwachsenen ernähren sich vorwiegend von verschiedenen Samen; da Jungvögel diese aber noch nicht verdauen können, müssen die Eltern zur Brutzeit kleine Insekten und Spinnen heranschaffen. Der Rückgang von Insekten dürfte neben Krankheiten wie der Vogelmalaria dafür verantwortlich sein, dass die ursprünglich sehr häufigen Spatzen in den letzten Jahrzehnten in vielen Städten weniger geworden sind.

In Wien ist der Haussperling mit geschätzten 28.000 Brutpaaren nach wie vor die häufigste Vogelart. Sie sollen nun näher erforscht werden: Vergangene Woche riefen Birdlife und der Stadt-Wien-Umweltschutz zur ersten Spatzenzählung auf.

Mauersegler lebt und liebt in der Luft

Bild nicht mehr verfügbar.

Schlaf und Sex in der Luft: Der Mauersegler hat für Menschen nicht nachvollziehbare Talente.
Foto: Picturedesk.com / United Archives / Mathias Schaef

Mauersegler sehen Schwalben ähnlich, sind aber größer und haben einen dunklen Bauch. Mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 250 Kilometern in der Stunde gehören sie zu den schnellsten Vögeln der Welt. Ihre winzigen Klammerfüße hingegen eignen sich nicht zum Gehen auf dem Boden. Das brauchen sie auch nicht, denn sie leben fast ausschließlich in der Luft: Sie ernähren sich von Luftplankton, also fliegenden bzw. schwebenden Insekten und Spinnen, die sie mit ihrem breiten Maul erbeuten. Sie können auch im Flug schlafen und kopulieren.

Mauersegler sind nur von Mai bis Juli in Europa; den Rest der Zeit verbringen sie in Zentralafrika. Ursprünglich Fels- und Baumbrüter, leben sie hauptsächlich in menschlichen Siedlungen, wo sie bevorzugt unter Dachrinnen, an Fassadenelementen oder in undichten Jalousiekästen nisten. Im Zuge des Citizen-Science-Projektes "Mauersegler in Wien" der MA 22 (Umweltschutz) der Stadt Wien konnten seit 2017 mehr als 2000 Brutplätze genau verortet werden. Teilnehmen kann man mit einer E-Mail an service@ma22.wien.gv.at.

Der Dachs gräbt und nervt den Menschen

Dieser Kerl ist in Wien recht weit verbreitet. Im Winter aber begibt er sich zur Ruhe.
Foto: Imago / blickwinkel / McPhoto / T. Muth

Dachse leben in Familiengruppen, zu denen die Elterntiere, der jährliche Nachwuchs und die Jungen des Vorjahres gehören. Tagsüber schlafen sie in großen, selbst gegrabenen Bauen; erst abends gehen sie auf Nahrungssuche. Dabei sind sie nicht heikel: Zwar haben sie eine ausgeprägte Vorliebe für Regenwürmer, fressen aber auch gerne Insekten, Schnecken, kleine Wirbeltiere, Fallobst und Getreide, vor allem Mais.

Während des Winters hält der Dachs eine Winterruhe. Dabei ist der Stoffwechsel stark reduziert, und die Tiere wachen nur ab und zu kurz auf. Gegen Ende dieser Phase werden zwei bis vier Junge geboren, die den Bau erst mit zwei Monaten das erste Mal verlassen. Bereits kurz nach der Geburt verpaaren sich die Dachse wieder; die befruchteten Eizellen entwickeln sich aber erst zu Beginn des nächsten Winters weiter.

Der Dachs ist in Wien weitverbreitet. Er kommt vor allem in Privatgärten und auf öffentlichen Grünflächen vor, wo ihn seine Grabtätigkeit mit dem Menschen in Konflikt bringen kann. (Susanne Strnadl, 28.10.2020)