In zwei Tagen ist es so weit, und die ersten beiden der vier neuen iPhone -12-Modelle von Apple gehen in die Handel und in die Auslieferung für Vorbesteller. Es sind das "Basismodell" iPhone 12 und das iPhone 12 Pro, die den Anfang machen. Die Varianten Mini und Pro Max folgen im November.

Einige US-Medien erhielten vorab Zugriff auf die zwei Starteditionen, und nun sind auch die ersten Tests "gelandet". Das Feedback zu den Geräten fällt gut aus. Was sich neben dem Lob aber auch zeigt: Das iPhone 12 ist vom iPhone 12 Pro trotz eines Preisunterschieds von 250 Euro kaum zu unterscheiden. Eine Zusammenfassung, basierend auf den Rezensionen von "Engadget", "Techcrunch" und "Cnet".

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Foto: AP

Grundlegendes

Die Basics vorneweg: Sowohl das iPhone 12 als auch das 12 Pro sind gut verarbeitet und – je nach Geschmack – durchaus ansehnliche Geräte. Apple hat seine Designsprache etwas angepasst, in puncto Größe fallen die beiden Handys mit ihrem 6,1-Zoll-Display aber beinahe identisch aus. Erst das Mini (5,4 Zoll) und das Pro Max (6,7 Zoll) werden sich hier markant unterscheiden. Eine Differenz gibt es noch hinsichtlich der US-Ausgaben und der neuen iPhones in anderen Märkten. Erstere bringen ein zusätzliches "Fenster" mit, das für die Antenne notwendig ist, die mmWave-Frequenzen unterstützt, die in Europa nicht genutzt werden.

Die höhere Bildschirmauflösung des OLED-Panels wird begrüßt, wie auch die erneut gesteigerte maximale Helligkeit. Diese liegt bei normalen Inhalten nun bei 800 nit und kann bei HDR-Content auf bis zu 1.200 nit steigen. Die Unterlage bildet für alle Modelle der neue A14-Bionic-Chip, der das iOS-System flott reagieren lässt und auch sonst keine Ansprüche an die Leistung unerfüllt lässt.

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Das iPhone 12.
Foto: Reuters

Der Lidar-Unterschied

In Sachen Kamera nutzt Apple dieselben Sensoren für seine Weitwinkel- und Ultraweitwinkelkamera, die schon im vergangenen Jahr beim iPhone 11 Pro im Einsatz waren. Neu ist allerdings die Linse für das Weitwinkelmodul, die vor allem für mehr Schärfe an Bildrändern sorgen soll. Das Pro-Modell verfügt zusätzlich über eine Telefotokamera und einen Lidar-Sensor für laserbasierte Tiefenmessung.

Bei Aufnahmen unter Tageslicht fallen die Unterschieden zur vorherigen Generation den meisten Testern kaum auf. Das iPhone 12 Pro macht etwas wärmere Bilder, hie und da kommen kleinere Details in Randbereichen besser hervor. Mehr Unterschiede sind bei den Spezialmodi zu erkennen. Das iPhone 12 Pro erkennt dank Lidar viel besser die Ränder eines Motivs im Porträtmodus und scheitert auch nicht an schwierigen Abgrenzungen, etwa der Kopfkontur im Bereich der Haare. Zudem klappt der Autofokus bei Nachtaufnahmen merkbar schneller. Beide können nun auch Nachtfotos mit dem Ultraweitsensor aufnehmen.

Das heißt nicht, dass die neuen iPhones immer die objektiv schönsten Bilder machen. So hält etwa das Samsung Note 20 Ultra bei Weitinkel-Nachtaufnahmen dank aggressiverer Nachschärfung mehr Details fest, und das Google Pixel 5 ist allgemein etwas besser beim Erhalten feinerer Bildelemente. Was die neuen iPhones der Konkurrenz in der Nacht aber voraus haben, ist, dass es die Lichtfarben besser einfängt und Bilder auch tatsächlich Abend- bzw. Nachtstimmung vermitteln, statt plötzlich so zu wirken wie ein Foto vom Nachmittag.

Videos können nun in 4K und mit aktiviertem HDR bzw. Dolby Vision erstellt werden, wobei das iPhone 12 Pro mit 60 Bildern pro Sekunde aufzeichnen kann und das normale Modell "nur" mit 30. Die Aufnahmequalität wird sehr gelobt.

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Das iPhone 12 Pro.
Foto: Reuters

5G derzeit noch ein Gimmick

Neu für die iPhone-Reihe ist auch 5G-Support. Die Anbindung klappte für die Tester problemlos, und Apples Handys konnten dort, wo Empfang vorhanden war, auch hohe Datenraten erzielen. Im Moment ist 5G allerdings noch mehr Gimmick als relevantes Feature, denn die Netze sind vielerorts noch sehr klein, und auch eine echte "Killer-App", die signifikanten Mehrwert aus den höheren Bandbreiten und niedrigeren Latenzen zieht, fehlt für Endverbraucher noch.

Als sehr praktisch hingegen erweist sich die Integration von Magsafe. Der Magnetanschluss bietet sicheren Halt bis hin zur Vermutung, dass man den Ladeadapter wohl auch vertikal an einer Wand montieren könnte und das iPhone daran sicher haften würde. Entsprechend gut fixiert ist auch Zubehör wie die Geldkartenhalterung. Wenngleich Magsafe das drahtlose Laden etwas komfortabler macht, da man das Handy nicht mehr auf einem Ladepolster ausrichten muss, ändert sich nichts an der Aufladegeschwindigkeit. Diese ist per Kabel immer noch erheblich höher als per Wireless Charging.

Apropos Ladegeschwindigkeit: Einige der neuen Features haben hier ihren Preis. Mit rund 2.800 mAh ist der Akku beider Geräte gleich groß dimensioniert. Und im Vergleich zu ihren Vorgängern büßen sie damit etwas an Laufzeit ein, speziell wenn man Gebrauch von 5G macht.

Fazit

In Summe gefallen die neuen iPhones, die man als beachtlichen Sprung zur Vorgängergeneration sieht, den Testern. Abseits der Unterschiede im Kamerabereich, die sich zu einem guten Teil aus dem Lidar-Sensor ergeben, sind das iPhone 12 und seine Pro-Fassung nahezu ident. Das ist nichts Schlechtes, weil alle, die nicht unbedingt Bedarf am Foto-Upgrade haben, ohne Bedenken etwas Geld sparen können. Andererseits stellt sich aber die Frage, ob die Pro-Modelle für Apple nicht zum Experimentierfeld für Features geworden sind, die dann ein Jahr später ohnehin in der Basisausgabe landen.

Es bleibt abzuwarten, ob das iPhone 12 Pro Max hier eine klarere Abgrenzung zeigt, soll es doch neben einem größeren Display auch einen größeren Hauptsensor für die Kamera und eine neue Technologie ("Sensor Shift") für die optische Bildstabilisierung sowie stärkeren optischen Zoom mitbringen. (gpi, 21.10.2020)