Im Fußball wie auf dem Arbeitsmarkt in weiter Ferne: gleiche Bezahlung für Frauen und Männer.

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Wien – Der sogenannte Equal Pay Day, der die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern illustriert, fällt heuer auf den Donnerstag. Am Mittwoch wiesen zahlreiche Vertreter der Politik darauf hin, dass in diesem Bereich noch viel zu tun sei. Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) erklärte, Frauen würden in Österreich noch immer um 19,3 Prozent weniger verdienen als Männer, es bedürfe weiterer Schritte, um die Einkommenssituation nachhaltig zu verbessern.

Der Equal Pay Day steht symbolisch für jenen Tag, ab dem Frauen in Vollzeit im Vergleich mit Männern quasi unbezahlt arbeiten müssen. Frauenministerin Raab betonte, zur Beseitigung von Einkommensunterschieden brauche es neben einem Ausbau der bedarfsgerechten Kinderbetreuung auch Qualifizierungsmaßnahmen, ein Umdenken bei der Berufswahl und mehr Frauen in Führungspositionen.

Zwei Monate unbezahlt

Für die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) macht der Equal Pay Day deutlich, dass sich die Einkommensschere von Frauen und Männern "nur mühsam, zäh und stockend" entwickle. Frauen würden im Vergleich mit Männern gleichsam mehr als zwei Monate unbezahlt arbeiten. Bures verwies auch darauf, dass die Corona-Pandemie bisherige positive Entwicklungen bei der Gleichstellung von Männern und Frauen einzubremsen oder sogar zurückzuwerfen drohe, dies gelte es zu verhindern.

Die grüne Frauensprecherin Meri Disoski verwies darauf, dass Österreich in Sachen Einkommensgerechtigkeit im europäischen Vergleich auf den hintersten Plätzen hinter Ländern wie Bulgarien, Rumänien, Polen und der Slowakei rangiere.

"Frauen sind in Österreich besser ausgebildet als Männer. Ihre Leistung muss sich in fairer Bezahlung widerspiegeln", betonte auch die grüne Wirtschaftssprecherin Elisabeth Götze.

Mehr Väterbeteiligung

Ein umfassendes Maßnahmenpaket fordert Neos-Frauensprecherin Henrike Brandstötter. Es brauche flexiblere Arbeitszeiten, mehr Väterbeteiligung durch individuelle Ansprüche auf Karenz- und Kinderbetreuungsgeld und das automatische Pensionssplitting. Im Zentrum müssten aber mehr Kinderbetreuungsplätze sowie ein Rechtsanspruch darauf ab dem ersten Geburtstag stehen.

Die Gewerkschaft GPA-djp verwies darauf, dass der Gender-Pay-Gap nicht nur völlig ungerecht sei und beseitigt werden müsse. Die unfaire Entlohnung von Frauen sei auch volkswirtschaftlich eine Katastrophe. Berechnungen der GPA würden zeigen, dass durch die Unterentlohnung von Frauen bei gleichwertiger Arbeit dem Staat fünf Milliarden Euro an Steuern jährlich entgehen.

Doppelbelastung

AK-Präsidentin Renate Anderl betonte, dass Frauen die Hauptbetroffenen von der durch die Corona-Krise verursachte Arbeitslosigkeit seien. Andererseits würden die beschäftigten Frauen unter der hohen Arbeitsbelastung im Job wie auch unter der Doppelbelastung durch Familie und Beruf leiden. "Jetzt ist es Zeit, die Arbeitszeit zu verkürzen", betonte Anderl.

Der Frauenausschuss des Österreichischen Städtebundes macht in einem Videospot auf die Gehaltsunterschiede aufmerksam. "Beim Gehalt wird's ungerecht. Geht's ums Geld, zählt das Geschlecht", so die Botschaft des Clips, der ab Donnerstag in öffentlichen Verkehrsmitteln in den größeren Städten Österreichs zu sehen sein wird.

Altersarmut

Und Seniorenbund-Präsidentin Ingrid Korosec (ÖVP) verwies auf die Folgen für Frauen im Alter: "Aus Lohnungleichheit entsteht Altersarmut." Österreich sei beim Gender-Pay-Gap EU-weit beinahe Schlusslicht, sagte Korosec. Laut der Berechnungsmethode der Europäischen Kommission würde der Unterschied knapp 20 Prozent betragen. "Das ist weit über dem EU-Durchschnitt von 16 Prozent." (APA, 21.10.2020)