Manchen bieten sich beim Wohnen gar deprimierende Aussichten.

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Von einem leistbaren Zuhause können Wohnungssuchende in vielen Metropolen nur noch träumen. Die missliche Lage macht sich auch in unverschämten Inseraten bemerkbar, in denen prekärste Wohnsituationen zu haarsträubenden Preisen beworben werden.

Vor einigen Jahren wurde zum Beispiel ein Zelt auf einem Berliner Balkon inseriert. Aus der deutschen Hauptstadt stammt auch ein Inserat, das jüngst die Runde auf Twitter machte: Eine WG in Neukölln sucht einen Mitbewohner oder eine Mitbewohnerin. So weit, so gewöhnlich. Nur gibt es für ihn oder sie kein Schlafzimmer, sondern nur ein (zusätzliches) Bad, in das aber – keine Sorge – eine Matratze reinpasst. Kleine Menschen könnten auch in der Badewanne schlafen.

Und, bevor Sie fragen: Nein, das Klo wird von den anderen nicht genutzt. Die Nachtruhe ist also quasi garantiert. Wobei – der wirklich einzige Haken: Zwischen halb sieben und acht in der Früh müssen die anderen Mitbewohner duschen, in dieser Zeit muss das Bad also geräumt werden. Frühere Mieter hätten das Wohnen am Klo geliebt, wird im Inserat beteuert. Denn dort sei es warm, und Musiker hätten sich über die Akustik gefreut. Rauchen ist obendrein erlaubt. Die wöchentliche (!) Miete fürs Bad? 100 Euro.

Schlechter Witz?

Kann das ernst gemeint sein? Ist das irgendein schräges Kunstprojekt? Oder, so mutmaßten manche, soll das ein schlechter Witz sein? Es könnte ja wirklich lustig sein, wenn es nicht auf eine traurige Realität hinweisen würde, in der Menschen in Städten wie Berlin oder London (und nicht nur dort!) ihre Ansprüche ans Wohnen immer weiter herunterschrauben müssen, um am Wohnungsmarkt noch eine Chance zu haben.

Das Inserat wurde mittlerweile übrigens wieder gelöscht. Hoffentlich nicht, weil schon jemand ins Bad eingezogen ist. (Franziska Zoidl, 23.10.2020)