Der Parkplatz vor dem Baumarkt in der burgenländischen Kleinstadt ist gut gefüllt. Auf reges Interesse stoßen auch Wanderschuhe und E-Bikes beim Sporthändler. Über zu wenige Besucher kann auch die Filiale des örtlichen Gartenfachmarktes nicht klagen. Nicht ganz so zahlreich zieht es Menschen in die Verkaufsräume zweier Modeketten, die eine davon im Billigsegment. Viel los ist zu jeder Zeit beim ansässigen Diskonter.

Für die Beschäftigen aller gilt: Ihre Gehälter steigen mit 1. Jänner um 1,5 Prozent, wie für alle 415.000 Angestellten und die rund 18.000 Lehrlinge im heimischen Handel. Dies entspricht der durchschnittlichen Inflationsrate der vergangenen zwölf Monate. Macht bei einem Vollzeiteinstiegsgehalt von 1714 Euro brutto 26 Euro mehr. Einmal Essen gehen oder ein Tageseinkauf gehen sich damit vielleicht aus. Bei den vielen in Teilzeit Beschäftigten fallen Lohn und Zuwachs entsprechend geringer aus.

Zudem gab es kleine Verbesserungen im Rahmenrecht. Bei überlangen Arbeitszeiten werden die Ruhezeiten verlängert und zu Silvester gibt es einen Zuschlag ab 13.00 Uhr. Diese Änderungen treten bereits ab 1. Dezember in Kraft.

Der Handel ist einer der größten Arbeitgeber – vor allem für Frauen. Viele von ihnen arbeiten Teilzeit.
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In der ersten Verhandlungsrunde – nach nur knapp elf Stunden – haben sich Arbeitgeber und Gewerkschaft geeinigt. Man sah die Sache offenbar ähnlich: Viel zu verteilen gibt es mancherorts nicht. Es galt einen Kompromiss für die zersplitterte Branche – für große Konzerne wie kleine Geschäfte – zu finden.

Auch Rahmenbedingungen und Krisenfolgen in den verschiedenen Sektoren könnten unterschiedlicher nicht sein: Während die einen nie schließen mussten und von Hamsterkäufen der Konsumenten profitierten, haben zahlreiche Modehändler die Segel gestrichen. Viele Elektro-, Sport- und Möbelhändler konnten die Umsatzverluste aus dem Lockdown aufholen. In Innenstädten fallen aber zunehmend geschlossene Geschäftslokale auf. Die Zahl der Arbeitslosen in der Branche ist im Vergleich zum Vorjahr um knapp ein Drittel gestiegen.

Freiwilliger Bonus

Angesichts dessen ist es keine Überraschung, dass aus der von der Gewerkschaft geforderten Corona-Prämie von 150 Euro ein freiwilliger Bonus geworden ist – für jene die es sich leisten können. Die großen Handelsketten preschen zumindest einmal mit der Ankündigung vor, ihren Mitarbeitern den Corona-Stress und Mehraufwand abgelten zu wollen. Über Höhe und Details halten sie sich bedeckt.

Auch Holger Schwarting will nicht zu viel versprechen. "Ich würde mich noch nicht wohlfühlen, jetzt schon große Prämien in Aussicht zu stellen", so der Chef der Sporthändler-Genossenschaft Sport 2000, die vor allem im Westen mit inhabergeführten Fachgeschäften vertreten ist. Die seien gut durch die Krise gekommen, aber abgerechnet werde Ende April. Jetzt warte man "mit Respekt auf den Winter".

Nicht nur die Betriebe sparen, auch die Konsumenten halten ihr Geld zusammen.
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Für die Beschäftigten, sollten sie doch eine Prämie bekommen, würde das auch Pech bedeuten: Die Steuerbefreiung auf Corona-Boni gilt aktuell nur bis Jahresende. Bis dahin erwartet zumindest Ernst Mayr ein gutes Weihnachtsgeschäft. "Irgendwo müssen die Leute ihr Geld ausgeben", so der Miteigentümer der Fussl-Modestraße. Was er nicht gut findet: Der Umstiegszeitraum auf das bessere Gehaltssystem wurde um einen Monat auf 1. Jänner 2022 verschoben. Zu wenig, findet Mayr, dem Handel beschere das deutliche Mehrkosten, das könnte weitere Jobs kosten: "Sozialer wäre es gewesen, mehr Jobs zu retten als weniger mit besseren Einkommen."

Ein solches bescheren die Regierungsmaßnahmen heuer den heimischen Haushalten. Die Einkommen der privaten Haushalte werden dank Maßnahmen der Regierung wie Kurzarbeitsgeld, Kinderbonus und Co sogar um zwei Prozent steigen, so Wifo-Experte Josef Baumgartner.

Konsum schrumpft

Der private Konsum werde dennoch um fast sieben Prozent sinken. Es ist die Mischung aus erzwungenem Konsumverzicht im Frühjahr und die derzeitige Unsicherheit, die dafür verantwortlich sind, dass die Menschen weniger Geld ausgeben. "Die Situation ist speziell, die Unsicherheit das Untypische an der Krise", sagt Baumgartner. Während in der Vergangenheit Ersparnisse aufgebraucht wurden, um sich beim Konsum nicht einschränken zu müssen, sparen die Menschen derzeit deutlich mehr als vor Corona. Im Handel dürften das einige zu spüren bekommen. Vermutlich aber erst im kommenden Jahr, wenn die Hilfen auslaufen.

Für Unternehmen hänge viel von allfälligen weiteren Regierungsmaßnahmen ab, so Gerhard Weinhofer von der Creditreform: "Sollte die Arbeitslosigkeit nicht merklich sinken, werden die Privatinsolvenzen bald spürbar steigen und den Binnenkonsum weiter schwächen." Die Zahl der Privatpleiten steige schon. (Regina Bruckner, 23.10.2020)