Niederlage.

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Wien – Für Arsenal hatte der Ausflug nach Wien zu Rapid etwas "Spezielles". Die Londoner haben nämlich fast vergessen, wie es ist, vor Zuschauern Fußball zu spielen. Sie mussten sich am Donnerstagabend freilich mit 3.000 begnügen, mehr durften Corona-bedingt nicht ins Allianz Stadion kommen. Auch das wird sich ändern, aufgrund der rapid steigenden Infektionszahlehen hat die österreichische Bundesregierung ab Sonntag auf 1.500 reduziert. Die Reduktion dieser Reduzierung ist wahrscheinlich.

Trainer Mikel Arteta, ein Spanier, sagte jedenfalls: "Es wird etwas seltsam, aber endlich werden uns ein paar Leute zuschauen, die nicht im Stadion nur ihrer Arbeit nachgehen. Es wird eine neue Erfahrung, warten wir ab." Corona zwingt sogar Vereine aus der Premier League zur Bescheidenheit. Und dass sich der Coach einer Gastmannschaft auf Rapid-Fans freut (die Karten wurden unter langjährigen Abonnenten verlost), ist eine originelle Laune des grauslichen Virus.

Zweikampf.
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Man könnte das Phrasenschwein quälen, von einem Match David gegen Goliath sprechen und die Frage stellen, ob Geld Tore schießt oder nicht? Arsenal trat jedenfalls mit einer A-Elf an, die Europa League ist kein Jux-Bewerb. Von den Topstars waren nur Pierre-Emerick Aubameyang und Granit Xhaka Ersatz.

Diszipliniert

Rapids Trainer Didi Kühbauer hatte sein Team hervorragend eingestellt. Es war von Anfang an eine konzentrierte, erstaunliche, von hoher taktischer Disziplin geprägte Leistung. Man hielt Arsenal vom eigenen Tor fern, die Gäste hatten wenig Ideen, gefährlich wurden sie selten, okay, ein Kopfball von David Luiz war nicht schlecht (15.). Mehr Chancen kreierte jedenfalls Rapid. Das Umschaltspiel funktionierte, Marcel Ritzmaier (mit der Ferse), Taxi Fountas und Kelvin Arase scheiterten knapp. 43. Minute: Ercan Kara dreht sich um die eigene Achse, sein Schuss verfehlt die lange Ecke um Haaresbreite, Tormann Leno atmet durch und auf. Halbzeit-Fazit: So könnte die Sensation gelingen, die 69 Prozent Ballbesitz von Arsenal waren egal.

51. Minute: Patzer von Leno, Kara springt dazwischen, der starke Fountas trifft flach zum 1:0. Arteta musste handeln, er brachte Aubameyang und Hector Bellerin (60.). Kurz davor verhinderte Leno gegen Fountas den zweiten Gegentreffer.

70. Minute, die Sensation wird unterbrochen: Freistoßflanke Nicolas Pepe, Goalie Richard Strebinger verfliegt sich, David Luiz köpfelt wuchtig das 1:1. 74. Minute, die Sensation wird abgesagt: Bellerin passt quer zu Aubameyang – 1:2. Arteta hatte also zwei goldene Händchen, und Geld schießt doch Tore.

Kraftlos

Für eine Schlussoffensive fehlten Rapid Kraft und Klasse, man musste die Niederlage in Würde akzeptieren. Für Arsenal war der Ausflug letztendlich gar nicht seltsam. Kühbauer sagte: "Ich bin zufrieden mit der Leistung, Arsenal hat hohe Qualität, das darf man nicht vergessen."

Am 29. Oktober setzt Rapid in Molde fort, der norwegische Meister gewann beim irischen Champion Dundalk 2:1. (Christian Hackl, 22.10.2020)

Europa League, Donnerstag

SK Rapid Wien – Arsenal 1:2 (0:0).
Allianz-Stadion, 3.000 Zuschauer, SR Pavel Kralovec (CZE)

Torfolge:
1:0 (51.) Fountas
1:1 (70.) David Luiz
1:2 (74.) Aubameyang

Rapid: Strebinger – Stojkovic, Hofmann, Barac, Ullmann – Arase (79. Schick), D. Ljubicic, Grahovac, Ritzmaier (88. Knasmüllner) – Kara (76. Kitagawa), Fountas

Arsenal: Leno – Cedric (61. Bellerin), David Luiz, Gabriel, Kolasinac – Elneny, Partey, Saka (84. Tierney) – Pepe (93. Nelson), Lacazette (84. Willock), Nketiah (61. Aubameyang)

Gelbe Karten: Grahovac, Arase, Kara, Ritzmaier bzw. Lacazette, Partey, Nketiah, Leno