Mit der Einwechslung von Pierre-Emerick Aubameyang kam frischer Wind in die Offensive der Gunners.

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Wien – Rapid hat beim Start in die Fußball-Europa-League-Gruppenphase starke Eigenwerbung betrieben, sich aber nicht belohnen können. Englands über weite Strecken harmloser Topklub Arsenal nahm dank eines Doppelschlags in den Minuten 70 und 74 samt 2:1-Auswärtssieg am Donnerstag alle drei Punkte mit nach England. "Es ist schade. Wir hätten uns definitiv ein X verdient, und möglicherweise wäre sogar ein Sieg von uns gerecht gewesen", meinte Rapid-Trainer Dietmar Kühbauer.

Das seien allerdings nur Worte, die Fakten sprächen für die Gunners, die Rapid die erste Heimniederlage in der Europa League seit Oktober 2012 sowie 13 ungeschlagenen Partien zufügten. "Die Leistung war auf einem unglaublich hohen Niveau, leider haben wir uns nicht belohnt", trauerte der Burgenländer den liegen gelassenen Punkten nach.

Ein Treffer, der Hoffnung gab, letztendlich aber zu wenig war.
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Den Spielern ging es genauso. "Wir können zufrieden sein, stehen aber mit null Punkten da", sagte Abwehrspieler Maximilian Hofmann. So ist man am Donnerstag beim norwegischen Meister Molde, der bei Dundalk 2:1 siegte, schon unter Druck, um nicht früh den Anschluss an die beiden Aufstiegsränge zu verlieren. "Wir können in dieser Gruppe weiterkommen", zeigte sich Kapitän Dejan Ljubicic trotz der Auftaktniederlage optimistisch.

Hadern mit Schiri-Leistung

Die Partie gegen Arsenal lief nur zu Beginn erwartungsgemäß ab, als die Hütteldorfer versuchten, hinten dichtzumachen, und kein Risiko eingingen. Mit Fortdauer der ersten Hälfte wurde der Mut der beherzt kämpfenden und auch sehr ballsicheren Wiener aber größer, sie erarbeiteten sich sogar ein klares Chancenplus. Das änderte sich auch in der besten Phase nach Seitenwechsel nicht. Da hätte der zu dem Zeitpunkt bereits mit Gelb vorbelastete Arsenal-Stürmer Eddie Nketiah nach einem Ellbogencheck gegen Filip Stojkovic (47.) ausgeschlossen werden können. Der tschechische Schiedsrichter Pavel Kralovec dürfte den Zwischenfall aber nicht gesehen haben.

Kühbauer: "Der geht nicht grundlos zu Boden."
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"Stojki ist ein sehr harter Spieler gegen sich selbst und andere, der geht nicht grundlos zu Boden", betonte Kühbauer. Das war aber nicht der einzige Grund, warum der Rapid-Coach nicht gut auf den Referee zu sprechen war. "Es wurde ein klarer Elfmeter nicht gegeben, der Spieler ist ganz klar mit der Hand zum Ball gegangen", schilderte Kühbauer seine Sicht. Gemeint war ein elfmeterreifes Handspiel von Bukayo Saka in der 49. Minute. Zwei Minuten später profitierte Taxiarchis Fountas bei der Führung von einem von mehreren haarsträubenden Patzern von Arsenal-Goalie Bernd Leno.

Mehr Elan mit Aubameyang

Eine neuerliche Sensation gegen einen englischen Topklub, wie sie 2009 und 2010 im Play-off der Europa-League-Qualifikation gegen Aston Villa noch gelungen waren, lag absolut in der Luft. Nach der Einwechslung von Topstürmer Pierre-Emerick Aubameyang in der 61. Minute erhöhten die Londoner allerdings den Druck.

Der Ausgleich hätte nicht zwingend fallen müssen. Richard Strebinger kam bei einer Freistoßflanke zu spät aus dem Tor, weshalb Abwehrchef David Luiz einköpfeln konnte. "Er wird selbst wissen, dass er zu spät gekommen ist. Bei einem Tormann ist es leider so, dass keiner mehr hinter ihm ist, der einen Fehler ausbessern kann", sagte Kühbauer.

Ab Sonntag, 0:00 Uhr dürfen nur noch 1.500 statt wie bisher 3.000 Fans bei Spielen vor Ort dabei sein. Die Rapid-Anhänger fordern mehr.

Zeit zum Grübeln bleibt angesichts des dichten Programms kaum. "Der Fußball geht weiter, er muss es schnell aus dem Kopf herausbringen", forderte der Rapid-Coach. Am zweiten Gegentreffer von Aubameyang, der aus kurzer Distanz einschob, hatte Strebinger keine Schuld. "Sie haben innerhalb von fünf Minuten das Spiel auf den Kopf gestellt, das ist auch eine Qualität einer Mannschaft", erklärte Kühbauer. Laut Mittelfeldspieler Marcel Ritzmaier sei es 60 bis 70 Minuten gut gelungen, sich dagegenzustemmen. "Dann hat man die Qualität von Arsenal gesehen", betonte der "sehr enttäuschte" Ex-England-Legionär. "So eine Topmannschaft braucht nicht viele Chancen", ergänzte Ljubicic.

Glückliche Gunners

Am Ende konnte Arsenals Trainer gewaltig durchblasen. Auch bei der vierten Europa-League-Teilnahme stand nach der Auftaktpartie das Punktemaximum auf der Habenseite. "Rapid war gut organisiert und sehr engagiert. Das Gegentor hat das Spiel kompliziert gemacht, aber wir haben gut reagiert und sind glücklich, gewonnen zu haben", lautete der Kommentar von Mikel Arteta.

David Luiz bezeichnete die Grün-Weißen gar als "unheimlich starken" Gegner. "Wir sind aber ruhig und unserem Stil treu geblieben, haben in der zweiten Hälfte das Spiel besser kontrolliert und auf die entscheidenden Momente gewartet, um die Tore zu erzielen", analysierte der 33-jährige Brasilianer. Dabei habe auch die größere Erfahrung eine Rolle gespielt. Luiz absolvierte sein 96. Europacupspiel, er hält nun bei elf Toren. (APA, red, 23.10.2020)