Zinedine Zidane hat vor dem Clasico Sorgen. Es läuft nicht bei den Königlichen.

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Barcelona – Mit einer hervorragenden Bilanz beim Erzrivalen, aber Druck aus den eigenen Reihen reist Zinedine Zidane mit Real Madrid nach Barcelona. Vor dem ersten "Clasico" der LaLiga-Saison am Samstagnachmittag (16.00 Uhr) im Camp Nou droht den "Königlichen" die dritte Niederlage in Folge. Spanische Medien brachten bereits die lebende Club-Legende Raul als möglichen Nachfolger von Zidane ins Spiel. In Barcelona gibt es wieder einmal Grabenkämpfe zwischen Mannschaft und Club-Vorstand.

Zidane kündigte nach dem 2:3 gegen Schachtar Donezk an, "Lösungen" finden zu wollen. "Wir werden am Samstag dort antreten und bereit sein", sagte er mit Blick auf den Clasico fast trotzig. "Im Fußball ist am einem Tag alles grau und am nächsten scheint die Sonne", meinte der Franzose. Zidane hat als Coach von Real im Camp Nou noch nie verloren. Zwei Siege und drei Unentschieden lautet seine Bilanz nach fünf Gastspielen in Barcelona.

In der abgelaufenen Saison entschied Madrid das für die Tabellenplatzierung wichtige direkte Duell nach einem 0:0-Auswärtsremis und einem 2:0-Heimsieg für sich. Aktuell ist es ein Vergleich zweier Teams, die es in der Tabelle noch nicht nach ganz oben geschafft haben. Real ist nach fünf Spielen Dritter, Barcelona nur Neunter, hat aber erst vier Partien gespielt. Tabellenführer Real Sociedad hat wie der Zweite Villarreal bereits sechs Matches absolviert.

Weißes Ballett ohne Selbstvertrauen

Die Rückschläge in der Champions League gegen Donezk und davor in der Liga gegen Cadiz (0:1) haben bei Real offenbar Spuren hinterlassen. Er habe kein Selbstvertrauen bei seinem Team gesehen, sagte Zidane nach der jüngsten Niederlage. Er hatte gegen die Ukrainer taktiert. So kam Karim Benzema erst als Wechselspieler aufs Feld, nachdem der wirkungslose Luka Jovic im Angriff begonnen hatte. Sergio Ramos wurde geschont. Sein Ersatz Eder Militao habe wie ein "verlorenes Kind im Shoppingcenter" gewirkt, schrieb die "Marca" über den Brasilianer.

Eine unmittelbare Trennung von Zidane selbst bei einer Niederlage im Schlager scheint unwahrscheinlich, wartet auf Real doch ein dicht gedrängtes Programm mit Spielen gegen Mönchengladbach, Huesca und Inter Mailand. Sollte es dabei nicht nach Wunsch laufen, so die mediale Meinung, könnte Clubchef Florentino Perez jedoch ins Grübeln kommen. Raul stünde bereit, meinten Kommentatoren in den vergangenen Tagen. Der 43-Jährige coacht aktuell die zweite Mannschaft Real Madrid Castilla. Er wäre schnell verfügbar, kennt Club und Spieler. Mit Kapitän Ramos hat Raul noch zusammengespielt.

Katalanen mit Selbstvertrauen

Barcelona ging in der Liga bei Getafe zuletzt ebenfalls als Verlierer vom Feld, lieferten dann aber beim 5:1 gegen Ferencvaros Budapest eine Torgala ab. Lionel Messi traf per Elfer, auch die 17-jährigen Teenager Ansu Fati und Pedri trugen sich in die Torschützenliste ein. Dass Ronald Koeman einige junge Spieler erfolgreich in die Mannschaft integrieren konnte, wird dem Niederländer als Pluspunkt ausgelegt. Mit Linksverteidiger Jordi Alba könnte am Samstag außerdem ein wichtiger Mann sein Comeback geben.

Protest gegen Kürzung der Gehälter

Streit gibt es hinter den Kulissen. Dieses Mal geht es um die Gehälter der Spieler. Diese sollen aufgrund der Coronakrise vorübergehend gekürzt werden, kolportiert wurden 30 Prozent. Vonseiten der Spieler ging jedoch ein Brief an den Vorstand um den viel kritisierten Clubchef Josep Maria Bartomeu. Man werde nicht tolerieren, dass der Club mit den vorgebrachten Argumenten die Rechte der Spieler verletze, hieß es darin. Dass die Mannschaft geschlossen gegen diese Vorgehensweise protestierte, war deshalb verwunderlich, weil Marc-Andre ter Stegen, Frenkie de Jong, Gerard Pique und Clement Lenglet ihre Verträge in dieser Woche verlängert und dabei vorübergehenden Lohnanpassungen zugestimmt haben. (APA, 23.10.2020)