Papa und Sohnemann Thiem sind bereit für die Stadthalle.

Foto: APA/ROBERT JAEGER

Wien – Seinen nach den US Open "definitiv wertvollsten Titel" hat Dominic Thiem vor einem Jahr in der Wiener Stadthalle gewonnen. Der Sieg bei seinem Heimturnier, dem Erste Bank Open, bedeutete einen Meilenstein in der Karriere des Tennisstars. Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Titelverteidigung sind aus mehreren Gründen nicht die besten: Vor allem die enorm starke Besetzung mit insgesamt sieben Top-Ten-Spielern, allen voran Novak Djokovic, macht es für Thiem sehr schwer.

"Wie ein Masters"

"Sieben Top-Ten-Spieler, Cut-off unter 30, von dem her ist quasi jede Runde ein Finale", erklärte Thiem am Donnerstag anlässlich der Eröffnung seiner neuen Trainings-Homebase in Traiskirchen. "Ich kann in der ersten Runde gegen Top-15-Spieler spielen, und wenn man weit kommen will, gegen weitere Top-15-Spieler. Das ist von der Wertigkeit her wie ein Masters."

Das wegen der Coronavirus-Pandemie schon vorzeitig abgesagte Konkurrenzturnier in Basel, wie Wien ein ATP-500-Turnier, zieht diesmal keine Top-Ten-Spieler in die Schweiz. Der große Haken ist allerdings, dass Thiem im Gegensatz zum Vorjahr keine ausverkaufte Halle hinter sich haben wird.

"Der blanke Wahnsinn"

"Letztes Jahr war der blanke Wahnsinn. Ich glaube, dass jedes Match ausverkauft war. Ich kann mich vor allem an das Semifinale und Finale erinnern. Vor einer besseren Stimmung habe ich davor und danach nie mehr gespielt", erinnert sich Thiem. Seine Fans hätten den Niederösterreicher, der erstmals als Grand-Slam-Sieger in Österreich spielt, wohl gerne gefeiert, doch die Pandemie schafft eine absurde Situation: Wien wird das bestbesetzte Turnier seit dem Start des Events 1974 haben, aber dies vor so wenigen Zuschauern wie nie zuvor.

Mit Novak Djokovic kommt erstmals seit 13 Jahren ein absoluter Superstar zum dritten Mal nach Wien: 2006 schied er im Achtelfinale aus, 2007 avancierte er zum Turniersieger. Das Traumfinale wäre auch eine Wiederholung des Endspiels der diesjährigen Australian Open. Djokovic hatte damals Dominic Thiem nach 1:2-Satzrückstand noch in fünf Sätzen niedergerungen.

Angepasste Erwartungen

Dass eine Titelverteidigung vor allem wegen des starken Felds und auch nach den Strapazen der zwei Grand-Slam-Turniere fast unmittelbar nacheinander für Thiem besonders schwer wird, ist ihm klar. Seinen "wertvollsten Titel nach den US Open" gleich verteidigen zu können, scheint er nicht unbedingt zu erwarten. "Ich hoffe, dass ich es irgendwann wiederholen kann."

Thiem hoffte bis zu seinem ersten Auftritt am Dienstag ("Thiemstag") noch auf gute Trainingstage, seit Freitag ist der 27-jährige Niederösterreicher in der Sicherheits-Bubble. Das bedeutet, Aufenthalt nur im Hotel, der Anlage und geschützten Bereichen. "Es wird ein bisserl anders werden als in den letzten Jahren, aber trotzdem ist es das Heimturnier, und da habe ich unglaubliche Erinnerungen." (APA, 23.10.2020)

Finali seit 2000:

2000 Tim Henman (GBR) – Tommy Haas (GER) 6:4, 6:4, 6:4
2001 Tommy Haas (GER) – Guillermo Canas (ARG) 6:2, 7:6, 6:4
2002 Roger Federer (SUI ) – Jiri Novak (CZE) 6:4, 6:1, 3:6, 6:4
2003 Roger Federer (SUI) – Carlos Moya (ESP) 6:3, 6:3, 6:3
2004 Feliciano Lopez (ESP)- Guillermo Canas (ARG) 6:4, 1:6, 7:5, 3:6, 7:5
2005 Ivan Ljubicic (CRO) – Juan Carlos Ferrero (ESP) 6:2, 6:4, 7:6
2006 Ivan Ljubicic (CRO) – Fernando Gonzalez (CHI) 6:3, 6:4, 7:5
2007 Novak Djokovic (SRB) – Stanislas Wawrinka (SUI) 6:4, 6:0
2008 Philipp Petzschner (GER) – Gael Monfils (FRA) 6:4, 6:4
2009 Jürgen MELZER (AUT) – Marin Cilic (CRO) 6:4, 6:3
2010 Jürgen MELZER (AUT) – Andreas HAIDER-MAURER (AUT) 6:7 (10), 7:6 (4), 6:4
2011 Jo-Wilfried Tsonga (FRA) – Juan Martin del Potro (ARG) 6:7 (5), 6:3, 6:4
2012 Juan Martin Del Potro (ARG) – Grega Zemlja (SLO) 7:5, 6:3
2013 Tommy Haas (GER) – Robin Haase (NED) 6:3, 4:6, 6:4
2014 Andy Murray (GBR) – David Ferrer (ESP) 5:7, 6:2, 7:5
2015 David Ferrer (ESP) – Steve Johnson (USA) 4:6, 6:4, 7:5
2016 Andy Murray (GBR) – Jo-Wilfried Tsonga (FRA) 6:3, 7:6 (6)
2017 Lucas Pouille (FRA) – Jo-Wilfried Tsonga (FRA) 6:1, 6:4
2018 Kevin Anderson (RSA) – Kei Nishikori (JPN) 6:3, 7:6 (3)
2019 Dominic THIEM (AUT) – Diego Schwartzman (ARG) 3:6, 6:4, 6:3

Rekordsieger: 4 Brian Gottfried (USA) – 2 Stan Smith (USA), Goran Ivanisevic (CRO), Roger Federer (SUI), Ivan Ljubicic (CRO), Jürgen Melzer (AUT), Andy Murray (GBR)

Österreichische Sieger: Horst Skoff (1988), Jürgen Melzer (2010, 2011), Dominic Thiem (2019)

ATP-500 – Gesamtdotation: 1.550.950 Euro*

* wegen der Corona-Krise wird fast eine Million Euro Preisgeld weniger ausgeschüttet. Der Sieger erhält 105.240 Euro, 2019 waren es mit 474.295 Euro deutlich mehr.

Belag: Hartplatz (Rebound Ace), Turnierball: Dunlop

Programm:

Auslosung:
Samstag (12 Uhr / nicht öffentlich)

Qualifikation (Eintritt diesmal nicht frei): Samstag (11 Uhr) bzw. Sonntag (13 Uhr)

Hauptbewerb:
Montag bis Freitag ab 14 Uhr, außer Mittwoch schon ab 12, Samstag (14 Uhr):

Halbfinali; Sonntag (11.45):

Finali (Doppel, dann Einzel/14.00). Erstmals gibt es auch eine Night-Session (Aufsplittung der Karten), die nicht vor 17.30 Uhr beginnt.

Die Live-TV-Zeiten des ORF bzw. von Hostbroadcaster Servus TV):

ORF:

Montag:
17.45–22.00 Uhr ORF Sport +

Dienstag:
17.35–19.25 ORF 1 (mit Thiem-Match), ab 20.00–20.55

Mittwoch:
17.45–22.00

Donnerstag:
20.00–22.30

Freitag: 20.00–22.00

Samstag: 16.00–18.00 (2. Semifinale/18.00–20.00 zeitversetzt 1. Semi),

Sonntag (Finale):
keine Liveübertragung

Servus TV:

täglich live ab 14 Uhr inklusive aller Partien von Dominic Thiem sowie beide Semifinali und (exklusiv) das Finale

Alle Spiele des Turniers im Livestream auf www.servustv.com.