Bibi Fellner (Adele Neuhauser) ist in dieser "Tatort"-Folge pumperlgesund, Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) plagen Kreuzschmerzen.

Foto: ORF/Lotus Film/Anjeza Cikopano

Irgendwann in diesem Wiener Tatort stellt Bibi Fellner (Adele Neuhauser) fest: "Alternativmedizin, das boomt anscheinend." Donnerwetter, das ist eine echte Entdeckung. Ganz was Neues.

Sei’s drum, das Drehbuch für Krank schreibt Fellner und ihrem Kompagnon Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) eben einen Ausflug in die Welt der Globuli und der Schulmedizin vor, wo – übrigens nicht erst seit kurzem – schwere Glaubenskriege ausgefochten werden.

Folgenschwerer Irrtum

Ein Mädchen ist tot, weil der Vater auf seine Heiltinkturen vertraute statt auf echte Doktoren. Vor Gericht gibt es dafür einen Freispruch, vor dem Gerichtsgebäude allerdings einen Mordanschlag.

Wer trachtete dem Papa und noch anderen nach dem Leben? Es heißt gut aufpassen, denn die Gemengelage ist anstrengend unüberschaubar.

Nicht nur etablierte Mediziner treten im Globulisierungskampf gegen alternative Heiler an, sondern Letztere – im Klischee-Hemdchen – gönnen einander das Schwarze unter den Fingernägeln nicht, was in folgender Aussage gipfelt: "Sanfte Medizin ist ein hartes Geschäft."

Die Mutter wütet wie ein Racheengel

Das allein wäre schon genug, aber es gibt noch mehr Zutaten zu dieser wilden Tinktur: Wie ein Racheengel wütet die Mutter des Kindes, die aussieht wie Che Guevaras kleine Schwester, womit es auch noch eine Verbindung zu südamerikanischen Guerillakämpfern gibt.

Was fehlt noch? Irgendwer muss leiden. Es trifft Eisner, er hat schreckliche Rückenschmerzen. Wer durchhält bis zum Schluss, wird auch noch bestraft: mit einem finalen Rettungsschuss, wie er schon 285-mal gezeigt wurde. Immerhin ein Gutes hat die Überfrachtung: Man vergisst weitgehend, dass es um ein totes Kind geht. (Birgit Baumann, 24.10.2020)