Austria-Trainer Peter Stöger fordert, dass jeder einzelne über 90 Minuten ans Limit geht.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien/Salzburg/Ried/Altach – Im dicht befüllten Salzburger Terminplan mit den Highlight-Spielen in der Champions League ist beim Meister eine Dosierung der Kräfte gefragt. Drei Tage nach dem Remis gegen Lok Moskau und drei Tage vor der Auswärtspartie bei Atletico Madrid gastieren die "Roten Bullen" am Samstag (17.00 Uhr) in Wien. Gegen eine laut Jesse Marsch "stark verbesserte" Austria plant der Titelverteidiger drei Zähler ein. Vielspieler sollen mit Blick auf Madrid aber geschont werden.

"Wichtig ist die Dosierung bei den Spielen bzw. in den Trainingseinheiten. Deshalb wird es so sein, dass wir gegen Austria doch ein wenig rotieren und frische Spieler zum Einsatz kommen", sagte Marsch vor dem Spiel der fünften Runde. Der Amerikaner peilt vor der Reise in Spaniens Hauptstadt Sieg Nummer fünf in der Bundesliga an. 17 Tore hat Salzburg in den vier bisherigen Spielen erzielt. Die Austria ist aktuell Vierter.

Stögers Handy im Dauereinsatz

Die Violetten freuten sich schon vor der Partie. Sie dürfen 3.000 Zuschauer in der Arena begrüßen, einen "normalen Spieltag" in Coronazeiten veranstalten, wie ein Sprecher anmerkte. Ursprünglich war der Club von maximal 1.500 Besuchern und einem Verbot des Gastro-Bereichs ausgegangen. So hätte es auch keinen VIP-Bereich gegeben. Die am Donnerstagabend veröffentlichte Verordnung der Regierung tritt aber erst Sonntag Mitternacht in Kraft. Bei der Austria wurden sofort alle Hebel in Bewegung gesetzt. "Das Handy war gegen 22.00 Uhr kurz vor der Explosion", berichtete Cheftrainer Peter Stöger.

Sportlich will die Austria dem Favoriten ein Bein stellen. Dafür, so Stöger, müsse bei den Violetten alles passen. Phasen, in denen sich sein Team bisher nicht stabil präsentierte, müssten vermieden werden. "Wir müssen über 90 Minuten jeder einzelne ans Limit kommen", meinte der Austria-Coach. "Wir haben es von den Möglichkeiten drauf, etwas mitzunehmen", wusste Stöger. Dabei muss allerdings auch der Gegner mitspielen. "Salzburg darf nicht den allerbesten Tag haben, wir brauchen eine Topleistung."

Rotation bei Bullen

Sein Gegenüber wird rotieren. Zlatko Junuzovic, Andreas Ulmer oder Patson Daka dürften am Samstag mit Blick auf Atletico wohl eher nicht von Beginn an spielen. "Wir haben einen breiten Kader und werden möglichst viele Spieler einsetzen. Zudem sind wir das ja aus den vergangenen Jahren gewohnt", sagte Marsch. Verletzt fällt nur Mittelfeldmann Antoine Bernede aus.

Auch Stöger erwartete keinen Qualitätsabfall beim Meister. Dieser sei es gewohnt, "in so einem Rhythmus zu leben". Wichtiger sei eher die psychische als die physische Komponente, meinte der ehemalige Dortmund-Trainer. In den vergangenen Saisonen konnte die Austria wenig Kapital aus vielleicht abgelenkten Salzburgern schlagen. Seit sechs Ligaspielen warten die Wiener auf einen Erfolg gegen die Mozartstädter. Fünf davon gingen verloren, zuletzt gab es im Februar in Wien ein 2:2. Marsch sah eine unter Stöger "stark verbesserte" Austria und sprach höflich von einer "großen Herausforderung".

Bei der Austria wurde die Verletztenliste zuletzt nicht kürzer. Vesel Demaku zog sich im Cup eine Schulterluxation zu, bei einer Operation droht eine mehrmonatige Pause. Dominik Fitz und Alon Turgeman sollen in den nächsten Wochen mit dem Mannschaftstraining beginnen. Noch keine Option ist der am Montag verpflichtete Christoph Schösswendter. Er bildete am Freitag bei den Young Violets in der 2. Liga mit dem lange verletzt ausgefallenen Christian Schoissengeyr die Innenverteidigung, um Spielpraxis zu sammeln.

Sturms Suche nach Bestätigung

Bei Sturm Graz zeigt der Trend vor dem Spiel am Samstag bei der SV Ried nach oben. Die Grazer sind nach bisher sechs Saisonpartien – darunter zwei im ÖFB-Cup gegen unterklassige Gegner – noch ungeschlagen und feierten zuletzt zwei Siege. Dennoch gibt es laut Trainer Christian Ilzer noch genügend Luft nach oben. "Wir haben zum Teil gute Leistungen gebracht, aber zu einem richtigen Flow fehlt noch viel", erklärte der 43-Jährige.

Im letzten Spiel vor der dreiwöchigen Liga-Pause überzeugte Sturm mit einem 4:0 gegen Altach. Daran soll im Innviertel angeknüpft werden. "Wir müssen wieder unsere Stärken auf den Platz bringen, um in der Erfolgsspur zu bleiben, und Lösungen suchen, damit wir möglichst schnell in die Zonen kommen, wo man Tore erzielen kann", meinte Ilzer.

Zudem müsse man in der Defensive vor allem bei ruhenden Bällen auf der Hut sein. "Standardsituationen sind definitiv eine Stärke der Rieder", warnte der Sturm-Coach.

Rieder Gelassenheit im Umgang mit Corona

Während Ilzer corona-bedingt nur einen Spieler vorgeben muss, der obendrein weit weg von einem Stammplatz ist, sind die Rieder im Moment von der Pandemie stärker betroffen. Vier Profis befinden sich derzeit nach positiven Tests in Quarantäne. Dennoch geht Trainer Gerald Baumgartner mit der Situation gelassen um. "Wir jammern nicht, es hat uns halt einfach erwischt. Jetzt haben andere die Chance, sich zu beweisen", sagte der Salzburger.

Der jüngste Auftritt seiner Mannschaft beim Cup-Out im Elfmeterschießen gegen den WAC stimmt Baumgartner zuversichtlich. "Wir waren in diesem Match mindestens auf Augenhöhe und haben sie 120 Minuten voll gefordert, daher wollen wir die positiven Dinge aus diesem Match mitnehmen", kündigte der 55-Jährige an.

Gegen Sturm sei hohe Konzentration gefragt. "Wir dürfen uns im Zentrum keine leichten Ballverluste erlauben, weil Sturm beim Umschaltverhalten und bei der Effektivität zuletzt sehr gut war. Und wir müssen die Zweikämpfe gewinnen und kompakt stehen", forderte Baumgartner vor dem Heimspiel, zu dem nach einer Entscheidung der Bezirkshauptmannschaft Ried nur 1.500 und nicht 3.000 Zuschauer zugelassen sind.

Schlechte Vorzeichen für Altach

Als einziger Bundesliga-Club kann SCR Altach weiterhin nur 500 Zuschauer ins Stadion lassen. Die Partie gegen die Admira am Samstag (17.00 Uhr) ist für das Tabellenschlusslicht die dritte vor dieser Magerkulisse. Die Einnahmen geschmälert, der Heimvorteil fast weg – und jetzt kommt auch noch "Angstgegner" Admira ins Ländle. Die Niederösterreicher sind gegen Altach seit sieben Duellen ungeschlagen, haben dabei drei Siege und vier Remis geholt.

Das alles fällt in eine Zeit, in der es sportlich für Altach so gar nicht läuft. Sechs Ligapartien in Folge warten die Vorarlberger schon auf einen vollen Erfolg. "Wir wollen Aggressivität an den Tag legen, den unbedingten Siegeswillen mitbringen – das sind Dinge, ohne die Erfolg nicht möglich ist", betonte Trainer Alex Pastoor am Freitag.

Die Auswahl im Kader wurde kleiner. Abwehrchef Berkay Dabanli zog sich im Cup gegen Seekirchen (7:0) einen Bänderriss im Sprunggelenk zu, Anderson (Sehnenverletzung) wird ebenso wie das Trio Martin Kobras, Emanuel Schreiner und Marco Meilinger fehlen, das für sein Comeback laut Pastoor noch Trainingseinheiten braucht. Der Trainer sah Sache pragmatisch: "Wir haben mit Netzer, Zwischenbrugger, Obasi, Oum Gouet und Wiss genügend fitte Spieler, die Führungsrollen auf dem Platz einnehmen können."

Chance zur Rehabilitierung für Admira

Die Admira hatte in der Ligapause das Cup-Out gegen Zweitliga-Nachzügler Kapfenberg zu verdauen. "Das Spiel ist für Altach in ihrer Situation brutal wichtig – für uns aber auch", meinte Admira-Coach Damir Buric nun. Unter der Leitung des Kroaten sind die Niederösterreicher in der Liga ungeschlagen, in den ersten beiden Spielen gab es vier Punkte. "Wir wollen an die Leistungen unserer letzten Liga-Spiele anknüpfen", erklärte Buric. Fehlen wird dabei Abwehrstütze Emanuel Aiwu wegen einer Sprunggelenksverletzung.

Während die Konkurrenz auch nach der jüngsten Verschärfung 1.500 Zuschauer begrüßen darf, sind in Altach aufgrund der lokalen Vorgaben des Landes seit Ende September nur 500 Zuschauer erlaubt. Christoph Längle, der Geschäftsführer Wirtschaft der Vorarlberger, sprach diesbezüglich zuletzt von einem "herben Schlag, weil unsere wirtschaftliche Existenz weiter gefährdet wird". (APA, 23.10.2020)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zur 5. Fußall-Bundesliga-Runde am Wochenende (alle Spiele live auf Sky):

Samstag:

FK Austria Wien – FC Red Bull Salzburg (Wien, Generali Arena, 17.00 Uhr, SR Altmann). Saisonergebnisse 2019/20: 1:4 (a), 2:2 (h).

Austria: Pentz – Zwierschitz, Jarjue, Palmer-Brown, Suttner – Wimmer, Ebner, Grünwald, Sarkaria – Monschein, Pichler

Ersatz: Kos – Handl, Teigl, Martschinko, Radulovic, Jukic, Sax, Edomwonyi

Es fehlen: Madl (Seitenband-Einriss im Knie), Demaku (Schulter-Luxation), Turgeman (Adduktorenprobleme), Fitz (im Aufbautraining), Schösswendter, Schoissengeyr (beide Young Violets)

Salzburg: Stankovic – Kristensen, Onguene, Wöber, Farkas – Okugawa, Camara, Ashimeru, Okafor – Berisha, Koita

Ersatz: Coronel – Ramalho, Ulmer, Vallci, Mwepu, Szoboszlai, Junuzovic, Daka

Es fehlt: Bernede (Schienbeinbruch)

* * *

SV Ried – SK Sturm Graz (Ried, Josko Arena, 17.00 Uhr, SR Lechner). Keine Saisonergebnisse 2019/20

Ried: Sahin-Radlinger – Meisl, Reifeltshammer, Reiner, Lercher – Ziegl, Nutz, Ammerer – Canadi, Sulley, Grubeck

Ersatz: Daniliuc – Haas, Seiwald, Takougnadi, Lackner, Satin, Wießmeier, Grüll, Gschweidl

Es fehlen: Boateng, Bajic (beide im Aufbautraining), Paintsil (Rippenprellung), vier Spieler wegen Corona-Infektion

Sturm: Siebenhandl – Ingolitsch, Wüthrich, Gorenc-Stankovic, Dante – Hierländer, Ljubic, Jantscher, Kuen – Balaj, Friesenbichler

Ersatz: Schützenauer – Gazibegovic, Nemeth, Jäger, Huspek, Zettl, Shabanhaxhaj

Es fehlen: Trummer (Kreuzbandriss), Geyrhofer (Sprunggelenk), Kiteishvili (Muskelbündelriss), ein Spieler wegen Corona-Infektion

* * *

SCR Altach – FC Admira (Altach, Cashpoint-Arena, 17.00 Uhr, SR Harkam). Saisonergebnisse 2019/20: 1:4 (h), 0:2 (a), 1:1 (a), 1:1 (h)

Altach: Casali – Thurnwald, Zwischenbrugger, Netzer, Karic – Wiss, Oum Gouet – Obasi, Tartarotti, Fischer – D. Nussbaumer

Ersatz: Odehnal – Edokpolor, Casar, Babil, Maderner

Es fehlen: Dabanli (Bänderriss im Sprunggelenk), Anderson (Sehnenverletzung), Meilinger (n. Operation/Bluterguss), Kobras, Schreiner (beide rekonvaleszent)

Admira: Leitner – Bauer, Vorsager, Rath – Hausjell, Kerschbaum, Tomic, Hjulmand, Auer – Breunig, Hoffer

Ersatz: Hadzikic – Pejovic, L. Malicsek, Lukacevic, Gartner, Ndifor, Maierhofer

Es fehlen: Aiwu (Sprunggelenk), Petlach (angeschlagen), Starkl (Aufbautraining), Kadlec (Ermüdungsbruch), Maier (Bänderdehnung)