Die neue "Tatort"-Folge "Krank" hat Regisseur und Drehbuchautor Rupert Henning als Glaubenskrieg zwischen Schulmedizin und alternativen Heilmethoden inszeniert. Darum geht es:

Als ein kleines Mädchen nach dem Einsatz sogenannter "sanfter Medizin" ums Leben kommt, schlägt das hohe Wellen. Hat sich ihr Vater, ein namhafter Vertreter der Alternativmedizin und Mitgründer des Unternehmens "Medicina Lenia", bei der Behandlung seiner Tochter schuldig gemacht?

Foto: ORF/Lotus Film/Anjeza Cikopano

Ein Gerichtsverfahren spricht ihn von derlei Vorwürfen frei. Doch dann wird er unmittelbar nach seinem Freispruch ermordet. Die Ermittlungen von Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) führen sie zu erschütterten Familienmitgliedern, überzeugten Heilspropheten und skrupellosen Machenschaften.

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STANDARD-"Tatort"-Kritikerin Birgit Baumann hat die Folge wenig überzeugt. Sie schreibt im TV-Tagebuch: "Nicht nur etablierte Mediziner treten im Globulisierungskampf gegen alternative Heiler an, sondern Letztere – im Klischee-Hemdchen – gönnen einander das Schwarze unter den Fingernägeln nicht, was in folgender Aussage gipfelt: "Sanfte Medizin ist ein hartes Geschäft."

Das allein wäre schon genug, aber es gibt noch mehr Zutaten zu dieser wilden Tinktur: Wie ein Racheengel wütet die Mutter des Kindes, die aussieht wie Che Guevaras kleine Schwester, womit es auch noch eine Verbindung zu südamerikanischen Guerillakämpfern gibt."

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Teresa Hein resümiert für die "Süddeutsche Zeitung": "Trotzdem hat dieser Tatort einiges an Spannung und durchaus feinsinnigen Humor zu bieten. Denn wo Regisseur und Drehbuchautor Rupert Henning an einigen Stellen (es ist sein dritter Wiener Tatort) überkonstruiert, widmet er den Auftritten der Beamten (auch: den Dialogen mit dem Gerichtsmediziner) sehr viel Liebe." Und: "Insgesamt wäre es aber wohl sehr viel einfacher gewesen, diesen Tatort zu mögen, wenn man an aufgebügelten Konflikten gespart und den Film auf einen einzigen Mord (und maximal noch auf Eisners Hexenschuss) konzentriert hätte. So sehnt man sich nach einem Neunzigminüter, in dem nur Fellner und Eisner auftreten und miteinander quatschen."

Wie sehen Sie die neue Folge? Top oder Flop? (red, 25.10.2020)

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