Die Belegungen durch Covid-Patienten grafisch dargestellt.

Grafik: Standard

Der niederösterreichische Landesfeuerwehrverband hat am Montag per Lkw 45 Beatmungsgeräte aus Wien und Niederösterreich zur Versorgung von Corona-Patienten auf Intensivstationen nach Prag transportiert.

Foto: APA/NÖLFK

Es ist die Frage, die sich ob steigender Infektionszahlen viele Menschen stellen: Kommt ein zweiter Lockdown? Die Antwort darauf hängt vor allem mit einem Parameter zusammen: der Situation in den Spitälern. Nur wenn ein Zusammenbruch des Gesundheitssystems droht – und der Hauptausschuss des Parlaments zustimmt –, kann es wieder zu Ausgangsbeschränkungen kommen, erinnerte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Freitag.

Obwohl er im nächsten Atemzug bezüglich der Auslastung in den Spitälern beruhigte – da sei "viel Luft nach oben" –, mehren sich pessimistischere Stimmen.

Westen an der Grenze

Am Sonntag warnte Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) vor einer bevorstehenden Überlastung der Spitäler – das sei nächste Woche bereits möglich. Auch in Vorarlberg sei die Lage laut Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) kritisch. Man prüfe bereits täglich, ob Vorbereitungen für das Notversorgungszentrum zu treffen seien. In Niederösterreich werden wegen steigender Patientenzahlen auch in den Landeskliniken Baden und Hainburg Covid-Stationen eingerichtet.

Auch Anschober selbst formuliert mittlerweile drastischer. Während er am Freitag von einer "überschaubaren Steigerung" sprach, betonte er am Sonntag, dass sich die Zahl der Hospitalisierungen um 65 Prozent und die darin inkludierte Zahl der von Covid-19-Patienten belegten Intensivbetten um 28 Prozent erhöht habe.

Was Intensivmediziner sagen

Ein Blick auf die Zahlen könnte den Wechsel im Tonfall erklären: Von Freitag auf Samstag gab es ein Plus von 119 Hospitalisierten. Das letzte Mal war es zu einer Steigerung von über 100 im März gekommen.

Auch Intensivmediziner schalten sich in die Debatte ein und rufen zur Vorsicht auf. Anfang letzter Woche meldeten sich drei renommierte Spezialisten und warnten vor "Fehleinschätzungen". Was man demnach nicht vergessen dürfe: Etwa jede fünfte Person, die wegen einer Infektion mit Sars-CoV-2 stationär aufgenommen werden muss, benötige irgendwann intensivmedizinische Behandlung.

Der daraus resultierende Mehrbedarf an intensivmedizinischen Ressourcen – immerhin startet auch die Influenza-Saison – könne zwar kurze Zeit bewältigt werden, das Ziel müsse aber eine kontinuierliche Versorgung aller Patienten mit intensivmedizinischem Behandlungsbedarf sein.

Nicht nur Covid-Patienten

Nicht nur den relativ hohen Anteil jener Patienten, die von der Normal- auf die Intensivstation wandern, müsse man im Hinterkopf behalten, sondern auch, dass Covid-Patienten durchschnittlich länger im Spital bleiben. Allerdings hat sich die Belagsdauer im Vergleich zum Frühjahr schon gebessert.

Bei den Angaben zur Auslastung durch Covid-Patienten dürfe nicht vergessen werden, dass die restlichen Betten nicht leer, sondern mit anderen Patienten belegt sind. Die Grundauslastung der Intensivbetten liege in Österreich normalerweise bei etwa 80 Prozent, erklärt ein Mediziner gegenüber dem STANDARD. Während im Frühjahr Operationen und Behandlungen vielfach abgesagt bzw. verschoben wurden, ist das derzeit nicht der Fall.

Schwankende Zahlen

Ein weiterer Aspekt: Auf dem Dashboard der Ages schwankt die Zahl der verfügbaren Betten für Covid-Patienten teils enorm – weil vom Krisenstab, der die Zahlen täglich liefert, jeweils einberechnet wird, ob durch andere Patienten Kapazitäten belegt sind oder nicht. (lhag, ruep, 26.10.2020)