Multitasking der besonderen Art: Homeoffice bedeutet für viele, zwischen Kochtopf und Spielecke zu arbeiten, was ergonomisch ziemlich ungesund ist.
Foto: APA / Barbara Gindl

Wien – Wer seit Monaten im Homeoffice arbeitet, kennt es vielleicht: Rücken- und Nackenschmerzen, Schlafprobleme oder ein paar zusätzliche Kilos auf den Hüften. Denn die Arbeit daheim schadet der Gesundheit – zunächst, weil bei vielen die Bewegung im Alltag wegfällt. Der Arbeitsplatz ist nach wenigen Metern erreicht, und auch die Wege in den Pausen führen meist nur in die Küche. Hinzu kommt ein schlecht ausgestatteter Arbeitsplatz. Denn während es für den Büro-Arbeitsplatz gesetzliche Standards gibt, werden diese am Küchentisch oft nicht eingehalten – es fehlt ein angemessener Bürostuhl oder ein ausreichend großer Computerbildschirm.

All das kann Rücken und Nacken belasten. Ist der Blick nach unten gerichtet und der Kopf nach vorne gebeugt, wird der Nacken überstreckt. Probleme mit der Halswirbelsäule sind die Folge, und es kommt zum sogenannten Smartphone-Nacken. Zusätzliche Begleiterscheinungen sind Hinterhauptschmerzen, Kiefergelenksprobleme, Sehstörungen, Schwindel und Tinnitus.

Bei schlechter Sitzposition sind Verspannungen im Nacken programmiert.
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Um körperlichen Problemen entgegenzuwirken, empfehlen Expertinnen und Experten, die Sitzposition alle zwanzig Minuten zu verändern und, wenn möglich, an einem Tisch zu arbeiten. Dort sollte man versuchen, beim Arbeiten den Rücken so gerade wie möglich zu halten und sich anzulehnen. Ganz wichtig: "Das Notebook sollte nicht zu nahe stehen, damit der Blick sich nach vorne und nicht nach unten richtet", so die Physiotherapeutin Dorothea Haslinger. Wird im Stehen gearbeitet, sollten die abgewinkelten Arme im Ellbogengelenk einen 90-Grad-Winkel bilden und der Laptop nicht zu niedrig stehen. Entlastende Bewegungen sind etwa: den Oberkörper regelmäßig nach links und rechts drehen, in einer aufrechten Haltung den Nacken langziehen, den Kopf nach rechts und links drehen oder mit den Schultern kreisen.

Zwei Kilo zugenommen

Überhaupt darf die Bewegung im Homeoffice nicht zu kurz kommen. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Aktivität im Alltag in den sechs Wochen des Lockdowns im Schnitt um eine Stunde täglich zurückgegangen ist. Dass Menschen weniger als 2000 Schritte am Tag gehen, ist bei der Arbeit daheim keine Seltenheit. Das heißt aber auch, dass der Körper weniger Energie durch Nahrung braucht. Doch die wenigsten haben auf diese 500 Kalorien auch tatsächlich verzichtet. Die Folge: Im Schnitt haben die Österreicherinnen und Österreicher in sechs Wochen Homeoffice rund zwei Kilo zugenommen.

Nicht zuletzt leiden viele derzeit auch psychisch unter der Krise. Stress, Sorgen und Anspannung können körperliche Schmerzen durch Fehlhaltungen und mangelnde Bewegung verstärken. Zudem fühlen sich viele Menschen im Homeoffice noch mehr dazu verpflichtet, immer erreichbar zu sein. Schlafstörungen sind die Folge, auch weil sich im Homeoffice Berufliches von Privatem kaum trennen lässt. Was Expertinnen und Experten hier raten: Nicht im Pyjama arbeiten und sich Rituale suchen, um Arbeitstag und Feierabend zu trennen, etwa durch einen Spaziergang – dass es sich am Ende vielleicht doch ein wenig so anfühlt, als würde man von der Arbeit nach Hause kommen. (bere, zof, 28.10.2020)